Sabine Christian (Foto Mitte) ist vorbereitet. Am nächsten Tag hält die Mitarbeiterin der Görlitzer Werkstätten einen Vortrag und macht in der Druckerei ein paar Buttons fertig. Hier quasi in eigener Sache, aber die Einrichtung entwickelt sich seit Jahren immer mehr zu einem Auftragnehmer für etliche Kunden der Region. Auch wir als KommWohnen haben jetzt zum bereits dritten Mal die Druckdaten unseres jährlichen Mieterjournals an die Werkstätten gesandt. Dieser Tage wird es dort gedruckt, damit es unsere Mieterinnen und Mieter kurz vor Weihnachten in ihren Briefkästen finden.
Ein Unternehmen mit fast 400 Mitarbeitern
390 Menschen arbeiten in der Einrichtung für Menschen mit einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung, darunter 64 Betreuer bzw. Personal. Die Druckerei ist eine von drei großen Abteilungen, mit denen 1991 alles losging. Anfänglich auf der Goethestraße, später am Schützenhaus, kam sie 2014 auf die Friedrich-Engels-Straße. Macht man heute einen Rundgang, gibt es Überraschendes zu entdecken.
Zum Beispiel Spiegelschränke. In der manuellen Fertigung werden acht verschiedene Modelle montiert. Auftraggeber ist ein Lieferant bekannter Baumarktketten. „Die Montage der Spiegelschränke läuft schon lange bei uns“, sagt Michael Timm, Mitarbeiter der Verwaltung. „Je nach Interessen und Fähigkeiten unserer Mitarbeitenden übernehmen sie verschiedene Arbeitsschritte der Montage.“
Obstverarbeitung als neuestes Projekt
In der Tischlerei im Erdgeschoss ist es laut. Hölzer nach Kundenwunsch, Vogelhäuschen, Nistkästen und Holzprodukte für Imker entstehen hier sowie Holzbriketts aus den Säge- und Hobelspänen. „Die Kollegen lassen sich immer wieder Neues einfallen“, sagt Michael Timm. Zum Beispiel die Obstverarbeitung nebenan. In Zusammenarbeit mit dem Stadtgut Görlitz wird Saft gepresst. Apfel-Birne, Bio-Apfel und Apfel-Ingwer-Shot stehen in Kartons bereit. Viele sind schon verkauft. Künftig soll aus dem Projekt ein eigener Bereich werden, inklusive Lohnmosterei für Privatkunden.
Hauptziel der Görlitzer Werkstätten ist es, Menschen mit Behinderung für eine Tätigkeit auf dem regulären Arbeitsmarkt vorzubereiten. Zum einen in den Werkstätten selbst, wo manche ihr gesamtes Berufsleben tätig sind. Zum anderen für Außenarbeitsplätze, u.a. in Industrie und Handwerk oder mittels Saisonjobs in Gärtnerei oder Gastronomie.
Deswegen haben die Arbeitsbereiche auch solch eine große Bandbreite. Am Schützenhaus ist neben Metallbearbeitung und der Industriemontage als größtem Bereich auch eine Fahrradwerkstatt untergebracht.
Beschäftigung ist wichtiger als Schnelligkeit
In der Druckerei werden die nächsten Aufträge vorbereitet. Rund 500 sind es pro Jahr, sagt Bereichsleiter Philipp Archner. Gemeinsam mit Beatrice Schmolke (beide Foto oben) betreut er die Mitarbeiter. „Wir setzen auf Handarbeit. Klar könnte man mehr Maschinen anschaffen, aber darum geht es bei uns nicht.“ Beschäftigung und Inklusion seien wichtiger. Und so entsteht bestimmt auch das Mieterjournal wieder mit ganz viel Sorgfalt…