Im zu Ende gehenden Jahr haben wir KommWohnen-Geschäftsführer Arne Myckert gefragt, wie zufrieden er mit 2024 ist. Hier spricht er über das künftige Beheizen der Häuser, über die kommenden Bauprojekte, Probewohnen, Begrüßungspaket, Kleingartenanlagen und mehr.
Herr Myckert, es geht wieder ein eher schwieriges Jahr zu Ende. Es gab nur eher kleinere Baumaßnahmen wie die Zusammenlegung von Wohnungen oder die Sanierung von Parkplätzen. Typisches für ein Wohnungsbauunternehmen, aber KommWohnen hat in vergangenen Jahren deutlich größere Projekte gestemmt. Sind Sie mit dem Jahr dennoch zufrieden?
Ja, bin ich, weil wir nicht untätig waren. Nur weil die Großprojekte stärker sichtbar sind, heißt das ja nicht, dass wir uns nicht trotzdem um viele Themen gekümmert haben. Wir haben für Expleo ein neues Zuhause geschaffen, sodass die in der Stadt Görlitz ihren Sitz behalten konnten. Wir haben für Casus den Standort entwickelt. Der Cyrkus hat eine zentrale Station bekommen, wo die Aktivitäten gebündelt organisiert werden können. Das sind alles Aktivitäten, die vielleicht nicht so spektakulär sind wie ein saniertes Wohngebäude, aber trotzdem für die Stadt und ihre Entwicklung wichtig. Und wir brauchen natürlich zwischen den größeren Projekten auch Zeit, um zu sparen und dann wieder größere Projekte auszufinanzieren. Und auch jetzt haben wir sowas vor.
Sie meinen damit wahrscheinlich die Arthur-Ullrich-Straße in Rauschwalde. In dem längst leergezogenen Block soll es nächstes Jahr losgehen. Da hat KommWohnen ein Mammutprojekt vor der Brust.
Ich mache mir da gar keine Sorgen. Die Planung ist ganz hervorragend bei uns im Haus begonnen worden. Wir haben später den Feinschliff mit dem Architekturbüro gemeinsam weitergeführt, bei dem es um die Einbeziehung der Fachplaner und die Ablaufplanung ging. Die Bilder, die wir dabei gesehen haben und auch die, die man im Kopf hat, haben mir immer das Gefühl gegeben, das Projekt wird gut ankommen. Zum anderen stellt es auch eine Bereicherung für den Standort dar. Die Bestände in der Stadt, nicht nur die von KommWohnen, weisen ein riesiges Defizit an altersgerechten Wohnungen auf. Darum halte ich es für total wichtig, weitere barrierearme Gebäude mit Aufzug zu schaffen. Damit man dort auch wohnen bleiben kann, wenn es zu Mobilitätseinschränkungen kommt. In Rauschwalde haben wir bereits in der Arthur-Ullrich-Straße 16 und der Clara-Zetkin-Straße 47 bei gleichzeitig starker Umgestaltung der Gebäude mit Aufzügen gearbeitet. Nun setzen wir noch einmal für über 100 Wohnungen solch ein Konzept um. Ich halte das für total positiv und freue mich sehr darauf.
Können Sie zum zeitlichen Bauablauf etwas sagen?
Wir müssen abwarten, ob wir bei den Baugenehmigungen noch Auflagen bekommen. Zudem sind wir auf Fördermittel angewiesen, um dieses Projekt überhaupt stemmen zu können. Wir wollen versuchen, energetisch so gut zu sein, dass wir Tilgungszuschüsse von der KfW bekommen. Am energetischen Aspekt haben wir noch stärker gearbeitet. Weil all das in den jeweiligen Instanzen erst geprüft werden muss, kann ich jetzt nicht vorhersagen, wann es so weit ist. Wir stehen in den Startlöchern. Das heißt, wenn wir die Genehmigungen beieinander haben, setzen wir die Baumaßnahme in Etappen um. Das ist ein großes Vorhaben, das in Bauabschnitten durchorganisiert wird. Aber schon so, dass wir möglichst nahtlos diesen Block entwickeln und dort keine Dauerbaustelle für die Anwohner haben.
Ein anderer Stadtteil, der oft im Fokus ist, ist Weinhübel. Die Nähe zum See, der sich allmählich ja wirklich entwickelt, hat einen großen Reiz. Wie wird es mit der Stauffenbergstraße 8-16 weitergehen?
Pläne gibt es. Wir haben uns parallel zur Arthur-Ullrich-Straße mit den Grundrissen beschäftigt und ich finde, dass bei uns im Haus tolle Varianten entstanden sind. Wir können das jetzt nicht parallel stemmen. Es wird wahrscheinlich die nächste größere Baumaßnahme sein, die wir nach der Ullrich-Straße in Angriff nehmen. Und die Zeit braucht es auch. In Sachen Wärmebereitstellung für Warmwasser und Wohnungswärme besteht gerade eine sehr große Dynamik bei den Produkten und Konzepten. Das gilt auch für die Nutzung von Photovoltaik. Da ist es gut, nicht jetzt schon alles bis ins kleinste Detail zu planen. Beim Grundkonzept sind wir weit fortgeschritten, die technischen Spezifikationen und Fördermöglichkeiten konkretisieren wir dann, wenn wir soweit sind.
Das Thema Wärme ist spätestens mit dem Heizungsgesetz Anfang 2024 ein ganz großes geworden. Wie gehen Sie die Sache an?
Wir müssen uns an dem orientieren, was durch das Gebäude-Energie-Gesetz vorgegeben ist. Das CO2-Aufteilungsgesetz hat ebenfalls Wirkung, weil das seit 2023 bedeutet, dass wir als Vermieter auch in die CO2-Umlagen auf fossile Brennstoffe einbezogen sind. Das wirkt sich tatsächlich aus, das kann man also nicht aussitzen. Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen ist die Frage, was für die Zukunft wirtschaftlich und vom Komfort her besonders geeignet ist. Bei fossilen Energieträgern besteht die Gefahr, dass wir durch die CO2-Bepreisung und den internationalen Rohölmarkt großen Preisschwankungen unterliegen. Je mehr wir von Energie profitieren, die in Deutschland erzeugt wird, desto weniger sind solche Großrisiken für uns relevant. Noch besser ist natürlich, wir schaffen das mit Energie im Quartier. Dann sind wir völlig unabhängig von äußeren Einflüssen. Da wollen wir hin: mit einem möglichst hohen Autarkiegrad die Krisenanfälligkeit auf das geringstmögliche Maß reduzieren.
Bewerten Sie bitte mal kurz die neuen Technologien und Produkte, die gerade diskutiert werden und die ich Ihnen gleich aufzähle, ob die in Zukunft etwas für KommWohnen wären. Fußbodenheizungen.
Werden wahrscheinlich immer in eine Rolle spielen, stehen aber nicht mehr konkurrenzlos im Raum. Sind nun eine Alternative von verschiedenen.
Decken- und Wandheizungen.
Werden solch eine Alternative sein. Sie können in Gebäuden, in denen der Boden nicht angefasst werden muss, geeignet sein, wenn man dort eine entsprechende Heizungstechnologie verwenden möchte. Sie ermöglichen sehr kostengünstiges Heizen, weil sie mit der eingesetzten Energie sehr wirtschaftlich umgehen.
Wärmepumpe.
Sie zeichnet etwas aus, was eine Gasheizung gar nicht kann. Denn sie kann auch kühlen. Wir erleben ja, wie wir im Sommer immer häufiger tropische Nächte haben und sich die Wohnungen aufheizen. Es wird künftig eine Rolle spielen, ob unsere Systeme in der Lage sind, temperatursenkend zu wirken. Eine Wärmepumpe kann das quasi automatisch, weil die Technologie schon mit angelegt ist. Wir betreiben ja Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen an verschiedenen Standorten. Das war bis vor kurzem für mich die beste Möglichkeit, die eingesetzte Energie effizient zu nutzen, weil durch den Motor, der Strom erzeugt, so viel Abwärme entsteht, dass man die für Heizung und Warmwasser nutzen kann. Die Frage ist in der Zukunft natürlich, ob der Nachteil, hier von fossilen Brennstoffen abhängig zu sein, den Vorteil des höheren Wirkungsgrads zunichte macht. Ich vermute, dass das so sein wird. Da man natürlicherweise nach einem Nutzungszyklus irgendwann den Motor austauschen muss, kann man überlegen, ob das Ganze jetzt einfach seine Zeit gehabt hat und man etwas Neues probiert. Nämlich eine Wärmepumpe. Dann ist die notwendige Technologie schon in großen Teilen da.
Wie sieht es aus mit Infrarotheizungen?
Die sind absolut eine echte Alternative. Gesetzlich gesehen darf ich Infrarotheizkörper im Moment als reine Stromheizung nur bei Gebäuden einsetzen, die einen besonders hohen Energiedämmgrad haben. Dahinter steckt bestimmt die Sorge, dass sonst Energie verschwendet wird in Zeiten, da unklar ist, ob überhaupt genug Energie bereitgestellt werden kann bei möglicher Gasknappheit. Es gibt ein Beispiel in Aschersleben, wo ein Gebäude mit viel Photovoltaik ausschließlich mit Infrarotheizkörpern beheizt wird. Ich habe mir das mit großem Interesse vor Ort angeschaut. Dort funktioniert das sehr gut. Es braucht Gebäude, die eine sehr optimierte Südausrichtung und sehr optimierte Fassaden haben. Das ist also nicht in jedem Gebäude umsetzbar. Aber wenn, halte ich das für einen absolut konkurrenzfähigen Ansatz.
Was halten Sie von Wärmepumpen mit Kühlfunktion?
Da gibt es zwei Technologien. Zum einen die Luft-Wasser-Wärmepumpen, die man vor Einfamilienhäusern sieht. Da wird die Außenluft genutzt, um das Wasser im Heizungskreislauf zu erwärmen und damit ganz normal das Heizen zu bewerkstelligen. Aber ich kann das Wasser auch gekühlt durch Heizkörper, Fußböden, Wände leiten, je nachdem, wo die Leitungen verlegt sind. Doch das hat nur eine geringe Kühlwirkung. Damit reduziere ich vielleicht um ein, zwei Grad. Wenn draußen 35 oder 40 Grad sind, hat das einen begrenzten Effekt. Die andere Technologie sind Luft-Luft-Wärmepumpen. Auch die nutzen die Außenluft, um daraus Energie zu gewinnen. Der große Vorteil dieser Klimasplitgeräte ist, dass sie nicht nur eine leichte Temperaturabsenkung erreichen. Da kann ich tatsächlich bei 35 Grad Außentemperatur 25 Grad in den Räumlichkeiten erreichen. Also eine Wohlfühltemperatur auch für Menschen mit Herz-Kreislauf-Schwierigkeiten. Der Nachteil ist, dass im Winter die warme Luft durch Ausströmer in die Räume kommt. In anderen Ländern ist das sehr verbreitet. Ob sich das hierzulande durchsetzt, wo man gewohnt ist, über Heizkörper Abstrahlwärme zu haben, wird man sehen. Ich denke, da ist der Vergleich noch nicht zu Ende, welches System das bessere ist. Alle Alternativen haben ihre Daseinsberechtigung.
Alles davon braucht viel Strom. Wie stehen Sie zu Photovoltaikanlagen? Zum einen auf dem Dach, zum anderen am Balkon?
Die sind für mich unverzichtbar. Die Module der Photovoltaikanlagen sind sehr günstig geworden. Zwar ist die anhängende Technik wie Wechselrichter noch teuer, aber es wäre trotzdem fahrlässig, Photovoltaikanlagen nicht zu verwenden. Das tun wir Stück für Stück und werden bei geeigneten Häusern auch die Balkonbrüstung in ein Gesamtkonzept einbeziehen. Die Kapazität kann dann besser genutzt werden, als wenn sich jeder Mieter Batterien in seine Wohnung stellt. Es ist wirtschaftlicher für alle, wenn man im Rahmen eines größeren Konzepts relativ viel Ertragsfläche für die Photovoltaik hat. Im Idealfall lässt man gleich eine Heizungsanlage im Haus den Strom verbrauchen. Das Ganze von Batteriepuffern flankiert, sodass man auch Nächte und dunklere Tage damit überbrücken kann. So entsteht eine gleichmäßige Nutzung des geernteten Stroms. Man hat einen hohen Autarkiegrad und ist völlig emissionsneutral.
Vom Thema Umweltschutz und Klimawandel kommt man schnell zur Nachhaltigkeit. Was sind denn nächste ganz konkrete Schritte, die bei KommWohnen passieren werden?
Zum einen müssen wir papierlos werden. Das beinhaltet die Digitalisierung. Es gibt die gesetzliche Vorgabe, dass ab dem 1. Januar 2025 Rechnungen digital erfasst werden müssen und die Systeme dafür vorbereitet sind. Das ist bei uns natürlich ebenso der Fall wie wir wegkommen wollen davon, Umschläge hin und her zu schicken. Wohnungsübergaben und -abnahmen werden mobil mit Tablet durchgeführt. Die Kundenbetreuer können vieles mit einem Knopfdruck erledigen, was Ressourcen spart. Auch bei der Ausstattung unseres Firmensitzes wollen wir ressourcenschonender umgehen. Die Fahrzeuge stellen wir Stück für Stück auf Elektro um, fünf sind es bereits. In unseren Gebäuden haben wir aktuell noch Gasheizungen laufen, man muss ja auch nichts kaputt machen, was funktioniert. Aber wir befassen uns mit der Zukunft und schauen zum Beispiel, wo wir Photovoltaikanlagen auf Dächern anbringen können, die nach außen nicht sichtbar sind. Unser Firmensitz ist ja ein denkmalgeschützter Komplex. Den Denkmalgehalt der Gebäude wollen wir natürlich nicht schwächen. Dennoch sehen wir genügend Möglichkeiten für Photovoltaikanlagen und könnten in Zukunft eine Heizungsanlage auf Strombasis betreiben. Und wir schauen natürlich auch für unsere Mieter auf Nachhaltigkeit. Vor 15 Jahren waren unsere Innenhöfe mit wunderbar weiten Rasenflächen versehen, die biologisch wenig Wert haben und klimatisch für das Mikroklima auch. Wo die Möglichkeit besteht, richten wir seit langer Zeit Mietergärten ein. So sind Teile dieser Grünflächen wieder mit viel mehr Vegetation versehen. Die Mieter tun das sehr individuell und facettenreich. Es ist spannend entlang der Mietergärten diese Vielfalt betrachten zu können. Heimische Arten und Insekten finden wieder ganz andere Möglichkeiten, sich dort anzusiedeln. Gleichzeitig bedeutet eine reichere Vegetation mehr Verschattung. Sie trägt dazu bei, nachts in den Randgebieten niedrigere Temperaturen zu haben als in der Kernstadt, wo die Steine sich aufheizen und die Wärme wieder abgeben. Das ist künftig ein wichtiges Thema für uns. In der Gestaltung unserer Außenanlagen werden wir in Größenordnung Bäume pflanzen. Dort, wo sie nicht Photovoltaikanlagen verschatten, um die kühlende Wirkung dieser Bäume auch nutzen zu können.
Lassen Sie uns das zu Ende gehende Jahr ein bisschen Revue passieren. Der Hafen Görlitz hat eine recht erfolgreiche Saison hinter sich. Zu Beginn der Saison gab’s neue Fingerstege. 20 neue Liegeplätze, die gleich gut gebucht waren. Entwickelt sich der Hafen so, wie sie sich das gewünscht haben?
Ehrlich gesagt besser als ich gedacht habe. Ich hatte befürchtet, dass wir länger brauchen, bis der Hafen die Kulisse ausstrahlt, die zu einem Hafen gehört. Jetzt haben wir die Zahl der 100 Boote überschritten und erweitern die Kapazitäten weiter. Sowohl an Land für Trockenliegeplätze als auch durch die Fingerstege, die wir als Schwimmstege an die Hauptstege andocken. Die Belebung wird sich also fortsetzen, aber man kann jetzt schon sagen, dass es ganz nett wirkt. Das merken wir auch an den Containern, die wir für diejenigen hingestellt haben, die Aktivitäten am Hafen ausführen wollen. Die waren relativ schnell ausgebucht, sodass wir weitere Container hinstellen mussten, die jetzt ebenfalls ausgebucht sind.
Auch drumherum ist viel passiert. Es gibt jetzt einen Leuchtturm, einen richtig großen hohen, wie man sich das für einen Hafen vorstellt. Es gibt ein Loungeboot als Picknickplatz. Und selbst die Ziegen haben ein Schiff als Futterplatz bekommen. Das alles hat die bao GmbH entworfen und gebaut. Wird es so weitergehen?
Ich hoffe es. Wir haben da eine tolle Partnerschaft. Man sieht es den Ergebnissen auch an, gerade am Leuchtturm. Von der Größe ist es vielleicht nicht so, wie er an der Nordseeküste steht, aber er ist bis in die Details sehr gut und in der Machart identisch mit dem, was man dort sonst vorfindet. Er passt wunderbar in das Areal als Landmarke. Wer sich vor Ort nicht auskennt und über die Hafenstraße kommt, sieht den Hafen noch nicht, weiß aber, er ist richtig. Auch die anderen Projekte von der bao sind in der Ausführung ganz toll geworden und werden von Menschen wie Ziegen rege genutzt. Das ist eine tolle Zusammenarbeit und zeigt eben auch, dass es sich lohnt, mit Jugendlichen solche Projekte durchzuführen. Ich habe einige von ihnen bei der Einweihung des Leuchtturms erleben dürfen. Sie gehen sehr engagiert mit den Projekten um. Es macht Spaß, das zu begleiten, und ich halte das für ein ganz vorbildliches Vorgehen dort.
In den Projekten mit der bao steckt immer ein Stück Sponsoring von KommWohnen, indem Flächen zur Verfügung gestellt werden. Und es gibt weiteres Sponsoring, zum Beispiel seit vielen Jahren für ViaThea und Altstadtfest. Warum halten Sie in Zeiten knapper Kassen daran fest? Es gibt ja viele Sponsoren dafür.
Zum einen ist es natürlich so, dass es dazu eine lange Tradition gibt. Manche Sachen sind in der Tradition einfach ein Wert an und für sich. Zudem sind beide Veranstaltungen nicht nur für eine sehr begrenzte Personenzahl attraktiv. Im Prinzip geht‘s um die gesamte Familie von Kleinkind bis Opa. Das ist KommWohnen, wir sind mit unseren Produkten für genau diese Zielgruppen da. Wir sind ein Teil der Stadt, wir bemühen uns, Entwicklungen der Stadt voranzutreiben. Dann sind solche Veranstaltungen auch genau dieses Ziel. Es sind gute Projekte und deswegen ist es auch naheliegend, dass wir dabei unterstützend tätig werden.
Ein großes Feld im Sponsoring ist der Sport. Da ist die Eisbahn auf dem Obermarkt, das Triathlon Festival, was im Sommer an der Halbinsel stattfand, da sind die Basketballer von den Squirrels und die Handballerinnen von den Görls. Warum ist diese breite Sportförderung so wichtig?
Ich glaube, da gibt es für Sponsoren verschiedene Aspekte. Für uns ist der Spitzensport weniger wichtig. Manche machen das ja ganz gern, weil sie ihr eigenes Spitzenprodukt damit in Verbindung bringen wollen. Wir sind aber kein Unternehmen, das Luxusprodukte entwickelt, sondern wir sind das Unternehmen, das für die Bürger von Görlitz versucht, die ganze Bandbreite darzustellen. Dabei geht es insbesondere auch um Familien. Für uns ist die Förderung von Sportaktivitäten ganz besonders wichtig und unterstützenswert, wenn Kinder- und Jugendarbeit besonders gut betrieben wird. Und bei den Beispielen, von denen Sie gerade sprechen, ist genau das der Fall.
Es gibt in diesem Jahr zwei ganz neue Partnerschaften. Zum einen mit Jobventure, einer Recruiting-Agentur für Fachkräfte aus dem Ausland. Da kann KommWohnen mit dem ureigensten Thema helfen, nämlich Wohnungen zur Verfügung stellen.
Das ist ja kein Sponsoring, das ist eine einfache Partnerschaft. Wir sind immer gern einbezogen, wenn es darum geht, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die die Entwicklung der Stadt befördern. Die Wohnungen helfen, dass die Teilnehmer zu ihrem Start erstmal hier ankommen können. Alles andere liegt ja bei unserem Partner, die ganzen Schnittstellen zu bespielen. Das scheint dort sehr gut zu funktionieren. Wenn es dazu führt, dass bei einem großen Arbeitgeber wie dem Klinikum Personallücken besser geschlossen werden können, ist es für uns alle total wichtig. Das Klinikum ist eines der wenigen Häuser, die bei all der Not, die überall herrscht, durch das gute Management handlungsfähiger sind als manch andere. Einen kleinen Beitrag zu leisten, das beizubehalten, finde ich wunderbar.
Das andere Projekt sind acht Lehramtsstudenten, die seit Oktober für einen Tag in der Woche aus Dresden hierher kommen. Sie studieren dort auf Lehramt und machen hier an der Oberschule Innenstadt eine Art Praktikum oder Referendariat. Warum und wie unterstützt KommWohnen das?
Üblicherweise suchen sich Studenten am Ort der Universität diese studienbegleitenden Praktikumsplätze aus. Was immer bedeutet, dass die Versorgung mit Lehrern an Studienorten besser ist als dort, wo solche Ausbildungsgänge nicht angeboten werden. Ich finde das total schlau, dass die Stadt es geschafft hat, mit der TU Dresden diese Möglichkeit zu organisieren. Wenn wir es leichter machen, dass sich Lehramtsstudenten dafür entscheiden, weil sie wissen, das ist alles gut organisiert, passt es doch. Die Übernachtung ist zum Schluss das kleinste, aber eben auch ein Rädchen, das mit rein greift. Das erzählt man sich ja weiter im Studiengang. Wenn es gut funktionierte, motiviert es vielleicht auch die nächsten Jahrgänge. Und wenn man sich dann noch im Kollegium der Schule wohlfühlt und die Stadt kennen und lieben lernt, fällt vielleicht die Entscheidung, sich mit Mitte 20 hier niederzulassen, wo man vielleicht mal mit der Familie leben möchte. Es wäre ein tolles Ergebnis, wenn dieses Projekt mithilft, Görlitz in den Fokus zu rücken.
2024 war nach vielen Jahren das erste Jahr ohne Begrüßungspaket für Neugörlitzer. Vermissen Sie es denn schon?
Nein. Eigentlich war der Gedanke aus dem Treffen der kommunalen Gesellschaften geboren, die Willkommenskultur, die in Görlitz ja herrscht, ein bisschen plakativ nach außen zu dokumentieren. Dafür wollten wir viele Mitstreiter finden, am liebsten alle anderen Vermieter. Man gibt was her, klar, die Mietfreiheit am Anfang schmerzt. Wenn man aber darüber so eine Willkommensbotschaft sendet und mehr Menschen herlockt, dass zum Schluss alle davon profitieren, kriegt man es ja wieder zurück. Aber dieser Funke ist so nicht übergesprungen. Deswegen war es nach außen ein schönes Symbol, hat aber nicht die erwünschte Schlagkraft gehabt. Am Anfang hatte es zumindest noch eine Werbewirksamkeit, weil es neu war und viele Medien darüber berichtet haben. Das war tolle kostenlose Werbung. Aber wenn man das ein Jahrzehnt lang macht, ist es irgendwann eben auch keine Neuigkeit mehr, über die berichtet wird. Weil es zudem nicht gelang, ein gemeinsames Projekt daraus zu machen, muss man sich schon fragen, ob es noch das Richtige ist oder ob man neue Ideen finden muss.
Anders ist es beim Probewohnen, das ja bisher weitergeführt wird. Wollen Sie das weiterhin unterstützen?
Neulich wurde im ZDF-Frühstücksfernsehen über solch ein Projekt in Brandenburg berichtet. Dass sich die öffentlich-rechtlichen Sender dafür interessieren, könnte ja ein Indiz dafür sein, dass ein Probewohnen große Werbewirksamkeit hat. Ich glaube aber, dass in den ganzen Jahren immer ein wenig unterschätzt wurde, dass es eigentlich nicht darum geht, Köder auszulegen. Das passiert vielleicht, aber auch auf so viele verschiedene Weisen. Es wurde immer zu wenig wahrgenommen, welche Chancen in der wissenschaftlichen Analyse des Probewohnens liegen. Das IZS mit der TU Dresden im Hintergrund erstellt jedes Mal aus der mehrfachen Befragung der Probewohner eine Analyse, die in der Auswertung wertvolle Hinweise gibt. Man selbst wird schnell betriebsblind. Wenn man immer wieder dieselbe Straße entlang fährt, hat man vielleicht am Anfang noch gedacht, hier könnte ein Baum mehr sein oder hier ist der Radweg doof oder die Kreuzung ist unübersichtlich. Wenn man es dann aber zum 50. Mal gemacht hat, hat man sich daran gewöhnt und sieht das nicht mehr. Die Probebewohner sehen es zum ersten Mal, die kommentieren das auch zum ersten Mal. Das heißt, wir bekommen immer wieder neue Eindrücke von Menschen, die aufgeschlossen sind, die sich vielleicht sogar vorstellen können, in Görlitz zu leben. Und die beschreiben uns, was ihnen gefällt und was nicht. Das ist eine Chance, die Stadt weiterzuentwickeln. Deswegen finde ich es gut, dass wir immer Partner waren. Wir haben für uns immer versucht, die Impulse aus den Ergebnissen in unsere Strategie einzupflegen. Ich würde mich freuen, wenn wir auch in Zukunft die Gelegenheit hätten. Es liegt immer daran, ob es Projektansätze gibt, die für das Institut förderfähig sind.
Nach vielen Jahren hat Görlitz endlich einen offiziellen Mietspiegel bekommen. Hat der Sie in irgendeiner Weise überrascht?
Nein. Man kann sich ja wünschen, dass andere Zahlen rauskommen, aber das würde nicht den eigenen Erfahrungen entsprechen. So wie er ist, ist er ein Abbild dessen, was wir auch erleben am Markt. Natürlich wünschen wir uns alle höhere Mieten, weil wir so hohe Kosten haben, die dadurch kaum gedeckt werden. Auf der anderen Seite zeigt er aber auch, dass wir bei den Mieten trotzdem noch höher sind als aktuell die Sätze für die Kosten der Unterkunft das ausweisen. Da wird es sicherlich in Zukunft eine leichte Bewegung geben, wenn auch nicht massiv. Aber ich finde es ganz gut, dass man jetzt eine belastbare Grundlage hat, über die man sich nicht streiten muss. Und insgesamt bildet sich in dem Mietspiegel ab, dass wir noch immer ein Überangebot in Görlitz haben. Obwohl wir sehr dazu beigetragen haben, durch Abriss und Wohnungszusammenlegungen die Wohnungsangebote in Görlitz zu reduzieren. Da ist es, auch wenn das nicht von allen so stark wahrgenommen wird, ein ganz großer Glücksfall, dass mit der Ansiedlung von Instituten hier in Zukunft attraktive Arbeitsplätze in Größenordnungen entstehen. Die werden uns helfen, auch neu sanierte Wohnungen an den Mann zu bringen. So können wir aktiver in der Bestandsentwicklung sein. Gleichzeitig werden wir durch die höhere Nachfrage alle miteinander im Wohnungssektor erleben, dass die Mieten ansteigen werden. Sicherlich moderat, aber eben doch. Und dann wird uns das Geschäft des Unterhalts der Gebäude auch leichter gemacht.
In diesem Jahr ist der Verkauf der städtischen Kleingartenanlagen an KommWohnen fortgesetzt worden. Und immer wieder taucht beharrlich das Gerücht auf, die Gärten würden nun verschwinden und Anderem Platz machen müssen. Ist da etwas dran?
Nein, aber das ist nunmal ein Teil der menschlichen Natur. Sobald Veränderung stattfindet, löst das erstmal Sorgen aus. Und klar, der Verkauf ist eine Veränderung. Ich glaube, das werden wir bei jedem weiteren Verkauf wieder wahrnehmen. Denn die, die gerade nicht betroffen sind, nehmen das gar nicht richtig wahr und auch die Stellungnahmen zu dem Gerücht nicht. Für die ist das in dem Moment des eigenen Verkaufs neu und dann machen sie sich Sorgen, was nun mit ihrer Parzelle wird. Deswegen müssen wir das vielleicht aushalten, dass wir uns immer wieder mit denselben Fragen beschäftigen, weil es immer neue Menschen sind, die die Fragen stellen. Und der Betrachtungsansatz aus Sicht der Nutzer ist ja nachvollziehbar. Da kommt ein neuer Eigentümer, der könnte ja neue Ideen damit haben. Ja, das wäre denkbar. Nun sind wir aber nicht irgendein Eigentümer. Wir sind die hundertprozentige Tochter der Stadt Görlitz, wir sind die kommunale Wohnungsgesellschaft. Es gibt keine kommunale Entwicklungsgesellschaft, das sind wir auch ein bisschen mit. Und wir kümmern uns um ganz viele Vorhaben in der Stadt, die im kommunalen Interesse sind. Es wurde sogar ein Beirat für die Kleingärten eingerichtet. Überall ist deutlich sichtbar, dass wir die Kleingärten erhalten wollen. Sie sind ein wichtiger Teil der Görlitzer Stadt, der Angebote für die Görlitzer Bürger. Und wir schwingen da genauso mit. Der einzige Unterschied ist, dass der Briefkopf jetzt anders ist, mit dem wir mit den Vorständen der Kleingartensparten kommunizieren. Ansonsten haben wir uns dazu bekannt, dass wir die Spielregeln der Stadt übernehmen. Was die Höhe der Pacht angeht, was auch Regelungen zur Rückvergütung bei Projekten angeht. Im Prinzip ändert sich also gar nichts aus Sicht der Kleingärtner. Wir sind schon seit einem Jahrzehnt damit unterwegs und haben an keiner der Sparten, die wir bisher erworben haben, irgendeine Veränderung durchgeführt. Darum kann ich das wohl ganz glaubwürdig vermitteln: An diesen ganzen Gerüchten ist nichts dran, es bleibt alles so, wie es ist.
Inhalt dieser Gerüchte ist immer wieder die Suche nach Standorten für Eigenheime. Wenn Sie jetzt sagen, es ist nichts dran, wie ist dann der Stand an den diskutierten Flächen an Johannes-R.-Becher-Straße und Erich-Weinert-Straße?
Dazu gab es im November wieder eine Beratung in der Stadtverwaltung. Wir sind an den beiden genannten Standorten dran. Wir haben auch freie Grundstücke in der Reichertstraße und ein größeres Areal in Weinhübel, wo wir abgerissen haben. Alle wären als Eigenheimstandort denkbar. Das heißt, wir haben erstmal genug mit den Flächen zu tun, die wir noch zur Verfügung haben. Schon allein deswegen gibt es überhaupt keinen Grund, die Kleingärten zu überdenken.
Letzte Frage: Verraten Sie uns, was Sie sich für 2025 wünschen?
Gerne. Das eine ist, dass mehr anerkannt würde, dass für alle Unternehmen im Immobilienbereich in Regionen mit niedrigen Mieten ein wirtschaftliches Auskommen extrem schwierig ist. Dass Görlitz dazu gehört, hat der Mietspiegel ja gezeigt. Wir stehen vor ganz schönen Herausforderungen, wenn wir die Energiewende und die Veränderung der Gebäude zu weniger Emissionen ernst nehmen wollen. Die Fördermittel müssten noch zielgerichteter zur Verfügung gestellt werden. Für die Ballungsräume passen die Finanzmittel, für uns nur mit viel Mühe. Ich wünsche mir, dass wir für Fördermittel nicht solche Kapriolen drehen müssen und trotzdem in der Lage sind, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Ich habe überhaupt keine Zweifel, dass wir uns mit den Gebäuden beschäftigen müssen, aber wir müssen es auch können. Und bei den Mieten, die wir haben, braucht es einfach flankierende Mittel, und die sind im Moment schwierig zu erreichen. Das wünsche ich mir auf der rein betriebswirtschaftlichen Schiene. Und bei den Projekten fände ich es toll, wenn wir nach dieser langen Zeit, in der wir uns abgestimmt haben, dem Spatenstich in der Südrandbebauung am Hafen so nahe kommen würden, dass man auch mal sehen kann, dass da was passiert. Ich glaube, das würde auch dem Areal insgesamt gut tun, weil es ein sichtbarer Impuls für die Gesamtentwicklung am See wäre. Die konkreten Angebote wären ganz toll, glaube ich. Man könnte morgens beim Frühstückskaffee den Blick auf den Hafen, wo man vielleicht sogar sein Boot liegen hat, aus dem Ferienapartment genießen. Das würde viele Menschen ansprechen, und wir wollen doch Leute nach Görlitz locken, die hier Geld ausgeben, die dafür sorgen, dass wir mehr Beschäftigung in dem Sektor haben. Ich glaube, dafür wäre die Südrandbebauung besonders geeignet, auch als Startschuss für die weitere Entwicklung am See.
Gespräch: Jenny Thümmler
Foto: KI generated by Adobe Firefly, Montage: KommWohnen