Kaffeepausen sind derzeit selten für Clemens Kießling. Die Vorbereitungen für die Neueröffnung am kommenden Sonnabend laufen auf Hochtouren. Trotzdem hat er es sich kurz gemütlich gemacht – mitten im Maul eines riesigen Säbelzahntigers. Die rote Rutsche – die Zunge des Tigers – ist seit Wochen der Blickfang für Passanten, die an der Jakobstraße 5 vorbeischlendern und einen Blick hineinwerfen. Nach und nach ist dort das Familiencafé “Jakobs Enkel” entstanden. Ein gemütlicher Bereich für Eltern mit einem Spielbereich für die Kinder. “Ein Café in der Spielecke”, sagt Clemens Kießling. “Und nicht andersherum wie sonst.”
Er ist der Geschäftsführer der Jakobpassage GbR, die er gemeinsam mit Robert Melcher und Sebastian König betreibt. Vor ein paar Jahren hat das Team die Jakobpassage ins Leben gerufen und vor zwei Jahren das benachbarte Lokal Jakobs Söhne. Nun folgt Jakobs Enkel. “Es ist von Anfang an ein deutsch-polnisches Projekt”, sagt Clemens Kießling. Und es soll ein ganz besonderer Eltern-Kind-Bereich sein. Das Projekt will nicht nur Café und Spielplatz sein, sondern auch Arbeitsplatz. In mehreren Räumen können sich Leute einmieten und dort ihren Arbeitsplatz einrichten. Das sind keine einzelnen abgeschlossenen Büros, sondern Co-Working-Plätze, Arbeiten in der Gemeinschaft. Von manchen gibt es sogar den direkten Blick aufs Spielgeschehen am Riesensäbelzahntigerkopf.
Dieser ist das Herzstück des Teils der Einrichtung, der am Sonnabend um 10 Uhr eröffnet wird. Unabhängig vom Café können Kinder dort spielen. “KommSpielen bei Jakobs Enkeln” wird dann am Schaufenster stehen und die Zusammenarbeit mit Hauseigentümer KommWohnen verraten. Paten für die öffentlichen Quadratmeter der Spielecke haben sich schon gefunden und werden bald an den weißen Zähnen des Tigers prangen. “Wenn sich jemand besonders engagiert, könnten wir auch mal einen Zahn vergolden”, grinst Clemens Kießling.
Viele Görlitzer gestalten mit
Entstanden sind der Tigerkopf, in den man hineinklettern und mehrere Spielecken entdecken kann, sowie all die anderen Holzeinbauten aus dem Geschick von Robert Melcher, der als Möbel- und Innenraumgestalter selbständig ist. Für die Details hat das Team etliche Unterstützung von kreativen Görlitzern bekommen. So stammen die rosa-braunen Tiere an den Wänden aus der Feder des Grafikers Dimitar Stoykow. Bienen und Blumenwiese als Ranke im Toilettenraum hat die Illustratorin Katharina Schubert geschaffen. Und das Aussehen des Cyrkus-Projektraums kommt von Malermeister Mike Sommer. Der Verein Kulturbrücken hat sich nämlich mit seinem immer beliebteren Zirkus-Projekt im hinteren Saal des Gebäudes eingemietet.
Sobald wie möglich soll auch noch eine private Krippe der Euro-Schulen Görlitz eröffnen. Die Bildungseinrichtung will bei Jakobs Enkeln Arbeitsplätze an Eltern vermieten, die ihre Kinder in der direkt benachbarten Krippe betreuen lassen können. Im Hof des Gebäudes wird es dann auch einen kleinen Garten dafür geben.
Und auch das Geschäft von Franziska Seitz passt zu diesem Ort für Familien. Gleich am Eingang zu dem Areal hat sie vor dreieinhalb Wochen ihren Laden “Franzi’s” eröffnet. Darin: Kinderbekleidung vom Strampler bis zur Hose in Größe 176, Bücher, Spielzeug, Schuhe, Dekoration und Geschenke. “Vor allem kleine exklusive Dinge biete ich gern an”, sagt die Inhaberin. “Etwas Besonderes, was es nicht überall gibt.” Sie entdeckt es auf Messen und nimmt es ihren Laden mit. Und es scheint anzukommen. In Ostritz, wo Franziska Seitz ihren Laden bis zum Frühjahr fünf Jahre lang betrieb, vermisst man sie immer noch, wie sie lachend berichtet. Aber jetzt haben die Ostritzer Eltern und Großeltern ja noch einen Grund mehr, der Jakobstraße 5 einen Besuch abzustatten…
Wie alles begann bei Jakobs Enkeln und wie die Räume ursprünglich aussahen, lesen Sie hier.