
In Görlitz gibt es jetzt wieder Kunst im öffentlichen Raum. Die “Görlitzer Art” ist eröffnet. An neun Standorten im Stadtgebiet haben Künstler ihre Werke aufgebaut bzw. werden das in den kommenden Tagen tun. Es sind Studenten der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Ihre Werke hat eine Jury aus Vertretern von Hochschule und Stadt Görlitz vorab ausgewählt. “Ich gebe zu, ich war anfangs skeptisch”, sagte Oberbürgermeister Octavian Ursu bei der offiziellen Eröffnung. Zur Zeit der Kulturhauptstadtbewerbung war es erstmals Thema. “Inzwischen bin ich aber vollends überzeugt von der Idee.” Denn es geht laut Bürgermeister Michael Wieler darum, Kunst näher und stärker an die Bürger heranzutragen – ohne dass diese vorher in ein Museum oder eine Galerie gehen müssen. Zeitgenössische Kunstwerke im öffentlichen Raum der Stadt eben. “Und das ist schon bei der ersten Auflage sehr gut angenommen worden.”
Die Premiere der Görlitzer Art liegt eine Weile zurück. In den Jahren 2016 und 2017 gab es Kunst von Studenten der Kunstakademie Breslau. Viele Görlitzer erinnern sich noch an die “Maske” im Kreisverkehr am Busbahnhof oder das große “&” auf dem Wilhelmsplatz. Die “Herde” wurde nach der Ausstellung sogar von der Stadt gekauft und steht seither vor dem Theater.
Entdeckungen in der Innenstadt
Nun also Teil 2. Diesmal in Zusammenarbeit mit einer deutschen Hochschule. Wieder ist die Innenstadt Standort der meisten Kunstwerke. Es gibt vier Skulpturen an der Vierradenmühle, einen Lautsprecher auf dem Wilhelmsplatz (der zur jeder voller Stunde ein anderes Geräusch hören lässt), Gebäudeumrisse im Volksbad, ein Fenster an der Frauenkirche (mit Plakaten aus der Wendezeit) oder auch einen “Dachstuhl” auf dem Konsulplatz.
Eröffnet wurde die Schau offiziell auf dem Lutherplatz, wo jetzt Löwen stehen. Kleine blaue chinesische Wächter-Löwen auf Betonplatten. Gemeinsam mit Dresdens Hochschulrektor Matthias Flügge enthüllten Oberbürgermeister und Bürgermeister die Skulptur. “Es ist toll, dass unsere Meisterschüler ihre Werke hier präsentieren dürfen”, so Flügge. Demnächst solle eine Exkursion mit Studierenden nach Görlitz stattfinden.
Die Idee, Kunst offen auf Straßen und Plätzen zu präsentieren, ist auch Grund für das Sponsoring von KommWohnen. “Wir unterstützen das wie die erste Auflage gern wieder, weil schon der Auftakt ein großer Erfolg war”, sagt KommWohnen-Geschäftsführer Arne Myckert. “Und weil es eine gute Idee ist, das Bewusstsein auf die gründerzeitliche Innenstadt zu richten.”
Ein Kunstwerk mit besonderem Görlitz-Bezug ist erst ab Anfang August zu sehen. Dann liegen große Liebesperlen auf dem Marienplatz. Die Künstlerin wurde von Lieferschwierigkeiten beim Material ausgebremst, hieß es.
Ein Jahr lang haben die Görlitzer nun Gelegenheit, die Kunstwerke zu entdecken. Laut OB Ursu soll es danach wieder eine Bürgerbefragung geben, welches der Kunstwerke dauerhaft in der Stadt bleiben soll.