In den frühen Morgenstunden des vergangenen Mittwochs kam das neue Fahrgastschiff in seinem neuen Zuhause an. Das wird der Hafen Görlitz sein. Dort soll nun der Innenausbau folgen, ehe es dann am 19. August zur Jungfernfahrt auf dem Berzdorfer See kommt.
Schiff nahm lange Reise auf sich
Zwischen der alten Heimat des Fahrgastschiffes und dem Berzdorfer See liegen einige Kilometer. Der Hennesee, auf dem das Schiff jahrelang unterwegs war, liegt im Sauerland nahe der Stadt Meschede. Dort war die damalige MS Hennesee bis 2022 als Ausflugsschiff im Einsatz. Von da ging es nach Mondorf bei Bonn. Dort machte die Lux-Werft das 1969 erbaute Schiff wieder flott und rüstete es auf einen Elektroantrieb um. Von Bonn ging es entlang des Rheins nach Duisburg weiter über Münster, Hannover bis nach Magdeburg. Hier musste das Schiff dann aus seiner Wohlfühlzone geholt werden und über Land transportiert werden.
Landtransport nicht ganz ohne Hindernisse
Über Land startete dann der Schwerlasttransport von Magdeburg Richtung Cottbus. In Roggosen verließ der Schwerlasttransport dann die Bundesautobahn und kam bei Bad Muskau zur ersten Prüfung. Die planmäßige Pause auf einem Parkplatz musste außerplanmäßig mitten auf der Straße erfolgen. Das hatte eine Vollsperrung zur Folge. In Reichenbach war dann Millimeterarbeit gefordert. Die Kurve Löbauer Straße/ Poststraße verlangte den Fahrern alles ab. Schließlich erreichte das Wasserfahrzeug trotzdem eine Stunde früher als geplant gegen drei Uhr am Morgen den Hafen Görlitz. Hier kam es dann einige Stunden später zur Wasserung.
Komplettumbau und Elektroantrieb
„Das Schiff gleicht einem Neubau“, erzählt der Eigentümer Stefan Menzel. Alles was veraltet war, wurde erneuert. „Auch der komplette Rumpf wurde in der Werft sandgestrahlt“, fügt Stefan Menzel hinzu. Denn Muschel- und Krebsarten aber vor allem kleinste Organismen setzen sich an der Oberfläche ab. Das hat dann einen hohen Treibstoffverbrauch und verminderte Fahreigenschaften zur Folge. Auch beim Antrieb entschied sich Stefan Menzel bewusst für einen Umbau zum Elektroantrieb.
„Den finalen Anstoß gab die Debatte der Stadt Görlitz, die darüber diskutierte, ausschließlich Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf dem Berzdorfer See zuzulassen“, gibt Stefan Menzel preis. „Der Berzdorfer See ist eine Naturidylle, zum Teil ein Naturschutzgebiet. Da war nach kurzer Überlegung der Entschluss gefasst“, fährt er fort. Das Schiff bewegt sich nahezu geräuschlos über das Wasser und hinterlässt keine Rauchwolken. Des Weiteren wird es auch keine Schwingungen verursachen. Diese können beispielsweise Fische besonders wahrnehmen.
Ladestation im Hafen
Die Ladestation für das 80 Tonnen schwere Schiff errichtet die Firma Elektro Töpler direkt am Kai des Hafens. Das Schiff kommt im vollgeladenen Zustand zwei Tage aus. Steuern werden das etwa 32 Meter lange Schiff zwei Kapitäne aus der Umgebung. „Sie fuhren beide über Jahre hinweg Containerschiffe und Frachter durch die Welt.“, sagt Stefan Menzel.
Platz für knapp 200 Fahrgäste
Kaum ins Wasser gelassen, begannen bereits die Arbeiten an der Dachkonstruktion, um noch mehr Plätze zu generieren. Im Anschluss wird dann der Innenausbau abgeschlossen werden. „Wir liegen gut in der Zeit und sind guter Dinge, dass es am 19. August losgehen kann“, freut sich Stefan Menzel. Primär möchte der Görlitzer Unternehmer einen Fährbetrieb anbieten. Hierbei soll das Schiff im Hafen starten und die Haltepunkte Deutsch Ossig, Fernblick am Nordstrand und die Blaue Lagune anfahren. Fünfmal täglich wird das vollelektrifizierte Fahrgastschiff über den Berzdorfer See kreisen. Ende September sollen dann die von Menzel angebotenen Stadtrundfahrten mit einer Schifffahrt auf der MS Berzdorf kombiniert werden. Doch nicht nur für den Fährbetrieb soll das Schiff zur Verfügung stehen. Auch Krimidinner, Weinfahrten, Schlagerfahrten oder einen Samstagsbrunch möchte der Görlitzer in Zukunft anbieten.