Die Sanierung von Gründerzeithäusern in der Görlitzer Innenstadt spielt bei KommWohnen gerade eine große Rolle. Gleich in vier Gebäuden sind Baufirmen beschäftigt. Welche Herausforderungen das mit sich bringt und welches Haus beim Tag der offenen Sanierungstür Mitte Juni zu sehen sein wird, erklärt Projektleiter Joachim Wätzig.
Herr Wätzig, am Haus Leipziger Straße 20a wird in den kommenden Tagen das Gerüst abgebaut. Die Sicherung ist also abgeschlossen?
Genau, die Abnahmen mit den Bauunternehmen und dem Prüfstatiker sind erfolgt. Wir zeigen das Haus am 17. Juni zum Tag der offenen Sanierungstür. Die Besucher können bis ins Dachgeschoss hoch, wo der Dachstuhl neu gezimmert wurde. Es wird dort eine kleine Präsentation mit Vorher-Nachher-Fotos geben.
Gab es bei der Sicherung Überraschungen?
Weil das Haus einsturzgefährdet war, mussten wir anfangs besondere Vorsicht walten lassen. Und da unser Credo “Sicherheit vor Bautempo” ist, dauerten die Arbeiten wie das Hinausschaffen des Bauschutts länger als geplant. Doch bevor die Bauleute damit beginnen konnten, kamen sie erst einmal nur von oben ins Haus. Durch die Tür zu gehen, wäre wegen des maroden Zustands viel zu gefährlich gewesen. Mit dem Kran kämpften sie sich Stück für Stück nach unten. Dann lief alles im Großen und Ganzen wie geplant. Wir haben im Dachgeschoss sowie zwischen erstem und zweitem Stock neue Stahlbetondecken eingezogen.
Was geschieht nun mit dem Gebäude?
Wir planen, es gemeinsam mit den benachbarten Gebäuden Leipziger Straße 19 und 20 zu seniorengerechtem Wohnen umzubauen. Der Fördermittelantrag ist gestellt. Klappt alles, werden die drei Häuser miteinander verbunden und bekommen einen gemeinsamen Aufzug.
Sind die anderen beiden Häuser genauso kaputt wie die 20a?
Die 20 ist in einem guten Zustand, aber die 19 ist sehr marode. Für dieses Haus haben wir parallel Förderung zur Sicherung beantragt, viel lieber aber wollen wir es fürs Seniorenwohnen nutzen.
Dass mehrere Häuser miteinander verbunden werden, ist ja auch das Modell an der Brautwiesenstraße 17 und 18. Wie geht es dort voran?
Wir kämpfen uns voran. Auch hier ging die Sicherheit vor, da auch die Nummer 17 in sehr desolatem Zustand war. Alle Holzbalkendecken in beiden Häusern wurden durch Stahlbetondecken ersetzt. Es entstehen 20 Zwei- und Dreiraumwohnungen mit Fußbodenheizung, bodengleichen Duschen und barrierefreien Zugängen durch den Aufzug im Haus Nummer 18. Die Wohnungsgrößen richten sich nach den Vorgaben der sogenannten Flüchtlingsrichtlinie, deren Fördertopf wir das erste Mal nutzen, auch bei der Löbauer Straße 42. Die Zuschnitte entsprechen den Vorgaben nach den Kosten der Unterkunft (KdU) des Sozialamts. Sie passen also auch für Hartz-IV-Empfänger. Ohne diese Fördermöglichkeit könnten wir diese Häuser nicht wirtschaftlich sanieren.
Stellt diese Premiere auch an Sie als Projektleiter neue Herausforderungen?
Ja, sehr. Die Fördermittelabrechnung, die sehr detailliert erfolgen muss, ist ein großer Aufwand. Ich bin ein recht akribischer Mensch, das hilft mir dabei. Die vielen Listen und Papiere, die ich derzeit führe, kosten ganz schön Zeit. Ich bin froh, von den Planern der Häuser viel Hilfe zu erhalten: Herr Udo Mai von Architektur Ingenieur Partnerschaft (AIP) und Herr Michael Noack von Noack + Noack Ingenieure, die die Baustellen täglich neu aussteuern und überwachen müssen.
Ist es ein besonderer Anspruch, solche großen Gründerzeithäuser zu sanieren?
Wenn sie in einem guten Bauzustand sind, nicht. Das habe ich schon öfter gemacht. Aber dass Holzbalkendecken so marode sind, dass sie komplett raus und durch Stahlbetondecken ersetzt werden müssen, ist schon selten. Wir hatten gehofft, sie bei der Löbauer Straße 42 teilweise erhalten zu können, aber das ging leider nicht. Im Haus war zu viel Schwamm. Doch jetzt läuft alles. Auf beiden Baustellen sind im Moment Elektriker, Haustechniker, Trockenbauer, Zimmerleute, Dachdecker, Putzer und Maurer. In der Löbauer Straße werden sogar schon die Fenster eingebaut.