Daniel Reimann hat gut lachen. Gerade hat er wieder einen Siebeneinhalbtonner losgeschickt in die Ukraine. Voll beladen mit Görlitzer Spenden, die derzeit dringend im Kriegsgebiet gebraucht werden. Haltbare Lebensmittel vor allem, Öl, Zucker, Getreide, Tee, Süßigkeiten, kalorienreiche Nahrung. Auch Medikamente wie Schmerzmittel, Nasenspray und besonders Tourniquet-Gurte zum Abbinden von Gliedmaßen nach Schnittverletzungen, um die Blutung zu stillen. Und begehrt sind auch Hygieneartikel wie Seife, Shampoo, Babywindeln, Feuchttücher, Waschmittel, neue Unterwäsche, Schlafsäcke und Isomatten. „Bekleidung nehmen wir derzeit gar nicht an“, sagt Daniel Reimann. „Außer Babysachen, so für Null- bis Dreijährige.“
Seit zwei Wochen managt er das Spendenlager an der Wendel-Roskopf-Straße, das KommWohnen kostenlos zur Verfügung stellt. Blau-gelbes Halstuch, die Ukraine-Farben auch auf den Wangen und sogar auf den Fingernägeln: Daniel Reimann versprüht große Freude beim Helfen. Große Regale ziehen sich durch die Räume, Kartons überall, leere zum Füllen und volle zum Abholen. Über die Koordinierungsstelle der Görlitzer Ukraine-Hilfe und die Pfarrgemeinde Heiliger Wenzel werden in Königshufen Spenden gesammelt für die Menschen, die in der Ukraine bleiben, als auch für diejenigen, die den Weg nach Görlitz auf sich genommen haben.
Unterkünfte werden vorbereitet
Immer häufiger erreichen auch KommWohnen Anfragen für Wohnungen für die Geflüchteten. Schon seit Kriegsausbruch diskutieren wir das Thema intern, prüfen in Extra-Gesprächsrunden unseren Bestand für diese Zwecke und haben auch eine Reihe von Möglichkeiten gefunden. Dort laufen zum Teil bereits vorbereitende Maßnahmen wie Renovierungen. Diese Objekte sind auch längst an Freistaat Sachsen und Landkreis Görlitz gemeldet. Was jedoch noch immer fehlt, sind klare behördliche Aussagen uns als Vermieter gegenüber. Helfen würde uns hier ein klarer Rahmen, wer für die Möblierung der Wohnungen für die ukrainischen Familien verantwortlich sein soll, die nur mit Reisegepäck ankommen.
Erster Weg: Ausländerbehörde
Doch selbst „normale“ Wohnungen zu mieten, ist nicht unkompliziert. Ukrainer müssen sich zuallererst bei der Ausländerbehörde anmelden und registrieren lassen. Diese Meldebestätigung brauchen sie zwingend, um bei uns eine Wohnung anzumieten. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie Sozialbezüge von Deutschland bekommen oder nicht. Brauchen sie diese jedoch, müssen sie einen Termin bei der Ausländerbehörde vereinbaren, wo sie einen Antrag nach dem Asylbewerberleistungsgesetz stellen können und den Integrationsbogen ausfüllen müssen. Die entsprechenden Formulare und Informationen hat der Landkreis auf seiner Homepage veröffentlicht. Klappt alles, erhalten die Ukrainer Hilfen nach SGB II (Grundsicherung für Arbeitssuchende) oder SGB XII (Sozialhilfe). Dann können angemessene Wohnungen nach den KdU-Richtlinien (Kosten der Unterkunft) zur Verfügung gestellt werden.
Der erste Weg muss ukrainische Flüchtlinge also zur Landkreisverwaltung führen. Wir können leider nicht helfen, wenn Görlitzer, die Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben, wegen einer schnellen freien Wohnung an uns herantreten. Wenn die Behörden aber alles geregelt haben – auch was Sammelunterkünfte angeht –, sind wir vorbereitet.