Wer nur alle paar Monate am Kühlhaus Görlitz ist, entdeckt bei jedem Besuch etwas Neues. In bemerkenswerter Geschwindigkeit gelingt es dem Verein, immer neue Angebote auf dem Gelände in Weinhübel zu schaffen. Seien es Überachtungsmöglichkeiten in früheren Garagen, Chillen im Pavillon, Schlafen im Safari-Zelt, Büroräume für Kreative, Bühnen – oder ein Atelierhaus. Darin gibt es Räume mit Hochbett, die tage-, wochen- oder monatsweise gemietet werden können. “Leute nutzen das für ihre Doktorarbeit, um ein Buch zu schreiben oder um einfach in grüner Umgebung kreativ sein zu können”, sagt Danilo Kuscher, Geschäftsführer und Betreiber des Kühlhaus e.V.
Einst Gastarbeiter-, heute Künstlerunterkunft
Und es gibt eine schöne Anekdote zu diesem Atelierhaus. Als die Sanierung des KommWohnen-Blocks Arthur-Ullrich-Straße 10-16 begann, fiel eine große Zahl Fenster an, die am Neubau nicht mehr verwendet werden konnten. Der Kühlhausverein hatte aber die ideale Verwendung dafür, nämlich jenes Atelierhaus. Die perfekte Gelegenheit, den Fenstern ein zweites Leben zu ermöglichen. Stichwort Nachhaltigkeit. Denn darauf legt man auch beim Kühlhaus viel Wert. Das heutige Atelierhaus war früher eine Unterkunft für Gastarbeiter des Kühlhauses. Es gibt gleich mehrere solcher Gebäude. Sie sind in unterschiedlich gutem Zustand, sagt Kuscher. “Dadurch sucht sich jedes Haus quasi seine Nutzung selbst.” Bei einem fehlten die Seitenwände. Also ist es heute ein offener Pavillon mit lauschigen Sitzgelegenheiten und einer Bar. In einem anderen Gebäude fehlten Zwischenwände. Also bietet es heute einen großen Seminarraum. “Wir wollen die Struktur der Gebäude erhalten”, so Danilo Kuscher.
Seit vielen Jahren ist er der Kopf des Kühlhauses und hat mit seinen Mitstreitern inzwischen fast ein kleines Unternehmen aufgebaut. Über 30 Übernachtungsplätze unterschiedlicher Art, in der Saison bis zu zwölf Angestellte. Ein Saal für Konzerte, Kino, Theater, Workshops, Ausstellungen, offene Werkstätten, eine Festwiese mit mehreren Veranstaltungen pro Jahr. Partner betreiben eine BMX- und Skatehalle. So viel ist geschafft, und trotzdem ist auf dem riesigen Areal noch so viel zu tun. Macht das nach all den Jahren noch Spaß? Danilo Kuscher zuckt nur mit den Schultern. “Na klar! Voll!”