Es ist das Ende eines Streits, der bis vor das Oberlandesgericht führte. Darf der Club Nostromo an der Cottbuser Straße bleiben oder muss er städtischen Plänen für ein Zivilschutzzentrum weichen? Setzt der Grundstückseigentümer seine Räumungsklage durch oder nicht? Seit dem Sommer herrscht Entspannung bei den Vereinsmitgliedern von Schall und Rauch e.V. KommWohnen hat das Areal gekauft, der Verbleib des Clubs ist erstmal sicher. „Wir freuen uns sehr“, sagt Vereinssprecher Marcel Adler beim gemeinsamen Fototermin. „Die Gespräche zur Zukunft laufen gut, es fühlt sich alles gut an.“
Pläne für einen Schulcampus
KommWohnen hat das 40.000 Quadratmeter große Grundstück im Auftrag der Stadt erworben. Denn es gab in der Vergangenheit immer wieder Überlegungen, wie das frühere Schlachthofgelände genutzt werden kann.
Aktuell plant die Stadt einen Schulcampus rund um die künftige Oberschule. Das favorisieren auch viele Stadträte, denken aber trotzdem laut über einen Anschluss an den Brautwiesenbogen, über Freiflächen, Kulturstätten, Gastronomie oder Filmstudios nach. „Durch die Übernahme des Geländes sichern wir der Stadt Görlitz über die städtische Gesellschaft KommWohnen ein wichtiges Grundstück für künftige Projekte und für die Stadtentwicklung“, sagte Oberbürgermeister Octavian Ursu im Juni nach dem Kauf. „Damit ist auch der Verbleib des Nostromo-Clubs an diesem Standort gesichert.“
Worte, die die ehrenamtlichen Betreiber des Nostromo liebend gern hören. Seit 1999 befindet sich der Club an dieser Stelle. Im Betreiberverein gab es seither natürlich personelle Wechsel, ein Aufhören war jedoch nie Thema. So hat der Verein laut Einspruch eingelegt, als der Club in einer Planung der Stadt nicht mehr vorkam.
Verein investiert eine fünfstellige Summe
Der folgende Rechtsstreit gegen die Räumungsklage des Eigentümers hat den Verein eine fünfstellige Summe gekostet, vieles blieb liegen. „Uns als Team hat die Krise aber zusammengeschweißt“, sagt Marcel Adler. Der Kern jetzt sei um die 40, alle berufstätig in unterschiedlichsten Branchen, alle engagiert und verliebt in ihr Nostromo. Eine Lieblingsecke können die Mitglieder gar nicht nennen, alles habe seine Geschichte. Das Design ist an die berühmten „Alien“-Filme angelehnt, „Nostromo“ das Raumschiff daraus. Unten Filmkulisse, oben Laufschienen und alte Gerätschaften der Wurstfabrik, die früher in diesen Räumen war. Viel Arbeit, viele Stunden Ausbau und Dekoration, um Görlitz einen Club zu schenken, den es so nicht an jeder Ecke gibt. Jährlich finden mehr als 30 Veranstaltungen statt. „Am 20. März 1999 wurde das Nostromo eröffnet“, weiß Vereinsvorsitzender Dirk Kählig wie aus der Pistole geschossen, auch wenn er damals noch nicht dabei war. „Einer der Gründer ist heute noch Stammgast.“
Jetzt, da sich die Zukunft ihres Clubs wieder besser anfühlt, wollen die Betreiber Liegengebliebenes angehen. Der Club soll digital werden, WLAN haben, digitale Getränkekarten, Sicherheitstools. Die Sanierung der Toiletten soll beendet werden.
Vertrag und Entwicklung miteinander abstimmen
Und im Hintergrund folgen die vertraglichen Formen. „Wir beschäftigen uns gerade mit den Fragen des Mietvertrags und sind dabei eng in Abstimmung mit der Stadt“, sagt KommWohnen-Geschäftsführer Arne Myckert. „Wir haben dieses Areal ja für die Stadt erworben und wollen die Entwicklung jetzt nicht dadurch behindern, dass wir Verträge abschließen, die diese Atmungsmöglichkeiten einschränken.“ Gleichzeitig wolle man für das Nostromo Rahmenbedingungen ermöglichen, die den Club dort langfristig betreibbar halten. „Denn ganz offensichtlich gibt es ja ein großes Interesse in der Stadt bei vielen Teilen der Bevölkerung, dass es diese Einrichtung in Zukunft gibt. Und das ist in der jetzigen Konstellation sicherlich viel besser gewährleistet als vorher oder vielleicht mit einem anderen Investor“, so Arne Myckert.
Der Partyreigen hat nebenher längst begonnen, im November gab es mehrere Partys. Am 9. Dezember findet wieder “Bands for Friends” statt, die beliebte Konzertreihe mit regionalen Musikern, nach der die Veranstalter schon mehrfach gefragt wurden. Und am 24. und 25. Dezember lädt der Club ebenfalls ein.