Der Sender euro-Regional tv hat zum 1. September seinen Betrieb eingestellt. Hintergrund ist die nicht ausreichende Ertragslage, teilt Senderbetreiber Christian Wiesner von Videopro mit.
euro-Regional tv ist ab sofort nicht mehr zu empfangen, weder übers Internet, noch über DVB-T, noch über die Einspeisung in regionale Kabelanlagen. Ob die Übertragung der Stadtratssitzungen als Livestream übers Internet weitergeht, ist noch offen. Die Produktionsfirma Walkomedia tüftelt derzeit noch an einem eigenen TV-Konzept, heißt es in einer Mitteilung des Pfaffendorfer Unternehmens vom Donnerstag.
Für viele Mieter von KommWohnen ist der Empfang von euro-Regional tv schon seit einigen Monaten schwierig. Ursache ist die erfolgte Umstellung von Vodafone/Kabel Deutschland hin zur Telekom, die KommWohnen für alle Wohnungen seit Anfang des Jahres vollzieht. Das Unternehmen hat sich im Dezember 2016 mit Videopro als Lizenzinhaber von euro-Regional tv in Verbindung gesetzt und einen Kontakt mit der Telekom hergestellt, um die weitere Einspeisung des Lokalfernsehens zu regeln. Da eine solche Umstellung laut Telekom drei bis sechs Monate dauert, war der Zeitpunkt dafür im Nachhinein sicherlich zu spät. Christian Wiesner als Geschäftsführer von Videopro hat sich schnell um die Sache gekümmert, dabei aber offenbar grundsätzliche Zweifel an der Zukunft des Lokalfernsehens in seiner bestehenden Form bekommen. Denn Ende Januar kündigte er bereits den Einspeisevertrag mit Vodafone/Kabel Deutschland für die Standleitung seines Senders und damit deutlich bevor der Großteil der KommWohnen-Mieter das neue Signal bekam. Die große Umstellungswelle kam erst zum 1. April, als der Anbieter in knapp 2.700 Wohnungen geändert wurde. Aber auch darüber hinaus war es bis zum Schluss des Senders am 31. August immer möglich, das Programm zu empfangen, zum Beispiel übers Internet oder eine Zimmerantenne.
Der 2014 geschlossene Vertrag über Produktionsleistungen durch Walkomedia für eRtv lief zum 31. August 2017 aus. Eine alleinige Weiterführung des Senders kam für die Produktionsfirma, die seit drei Jahren die meisten Inhalte für euro-Regional tv produzierte, allerdings nicht in Frage, so Wiesner.
Zwischenzeitlich stellte sich heraus, dass Videopro eine fünfstellige Summe investieren müsste, um den Sender zeitgemäß zu halten. Mithin fiel für Wiesner die Entscheidung zur Einstellung des Sendebetriebs. Eine so große Investition sei für einen Lokalsender, der sich schon seit vielen Jahren querfinanziere und keine so hohen Rücklagen habe, wirtschaftlich nicht tragbar. Alle anderen bestehenden Dienstleistungen der Firma Videopro werden aber weiterhin durchgeführt.
Chronik:
- 1992 – Übertragung einer Senderlizenz für einen Privatsender an Christian Wiesner
- 1995 – Euroregional-TV nimmt den Sendebetrieb mit lokalen Nachrichten aus Görlitz und Umgebung auf mit Ingo Goschütz und Frank Flecks als Redaktionspartner, Christian Wiesner hält hinter den Kulissen die Fäden zusammen und macht die Buchhaltung;empfangen wird der Sender durch den Sendemasten auf der Landeskrone an privaten Antennen und den Kopfstationen der Kabelnetze, auch bei KommWohnen- bzw. WBG-Mietern
- 2006 – Gründung einer Produktionsgesellschaft mit Ingo Goschütz und Christian Wiesner als Geschäftsführer, die das Programm für den Sender erstellt; Videopro bleibt als Kabelnetzbetreiber eine eigene Firma
- 2010 – Abschluss des Einspeisevertrags mit Vodafone/Kabel Deutschland
- 2013 – Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen, bundesweite Vorgabe, neuer Sendemast auf früherem Einwohnermeldeamt in Görlitz-Königshufen
- 2014 – Insolvenz der bisherigen Produktionsfirma, Übernahme der Programmproduktion durch das Pfaffendorfer Unternehmen Walkomedia ab 1. November (Vertrag bis 31.8.2017)
- 2017 – Kündigung des Einspeisevertrags mit Vodafone/Kabel Deutschland durch Christian Wiesner im Januar,Umstellung des Signals zentral durch KommWohnen hin zur Telekom ab 1. April, Einstellung des Sendebetriebs am 1. September; Videopro arbeitet weiter