Die Corona-Krise macht ja derzeit so manchen Mangel offenbar. Für eine Bevölkerungsgruppe könnte es jeden einzelnen Tag besonders deutlich sein: für ältere Menschen, die teils 24 Stunden am Tag in nicht-seniorengerechten Wohnungen leben. Das lässt nun auch die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) laut werden. Vorsitzender Robert Feiger beklagt in einer aktuellen Pressemitteilung die dramatisch verschärften Folgen dieser “grauen Wohnungsnot”, wie die Gewerkschaft den Mangel an Seniorenwohnungen nennt. “Die soziale Isolation in der eigenen Wohnung macht das Problem für viele Ältere noch akuter.”
Mehr noch: In den kommenden Jahren werde sich das Problem durch den wachsenden Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft weiter verschärfen. Darum warnt die IG BAU auch vor der geplanten Reduzierung der Bundesmittel zur Förderung von altersgerechten Umbauten und Modernisierungen. Laut Pressemitteilung werden ab 2035 rund 24 Millionen Menschen zur Altersgruppe “65plus” gehören. Im Landkreis Görlitz könnte diese Zahl dann auf 77.000 angewachsen sein. Der Anteil dieser Gruppe an der Bevölkerung läge dann bei 38 Prozent. Zum Vergleich: 2017 waren es 29 Prozent, schreibt die Sächsische Zeitung.
Es braucht viermal so viele Wohnungen
Und diese Zahlen machen eine klaffende Lücke deutlich: Derzeit gebe es laut Gewerkschaft nur knapp eine Million altersgerechter Wohnungen – bundesweit. Das seien nur 2,4 Prozent des Wohnungsbestandes. Um den Bedarf der zukünftigen Senioren-Generation zu decken, müssten bis 2030 mindestens vier Millionen altersgerechte Wohnungen zur Verfügung stehen, so die IG Bau. Vorsitzender Feiger: “Das betrifft den Neubau von altersgerechten Wohnungen, aber vor allem auch das altersgerechte Sanieren. Ein Großteil der erforderlichen Seniorenwohnungen wird durch den Umbau vorhandener Wohnungen entstehen müssen.” Man müsse auch auf dem Wohnungsmarkt dringend auf die demografische Entwicklung reagieren.
Forderungen und Maßnahmen, die bei KommWohnen schon längst begonnen haben. Seniorenwohnungen sind seit Jahren einer unserer Schwerpunkte. Prominentestes fertiges Beispiel ist das Frauenburgkarree mit 100 seniorengerechten Wohnungen. Aber auch Komplettsanierungen der vergangenen Jahre sowie aktuell laufende Baumaßnahmen richten sich nach diesem Prinzip. Seien es Leipziger Straße 19/20/20a, Arthur-Ullrich-Straße 16 oder Heilige-Grab-Straße 13/Hohe Straße 19, die in diesem Jahr fertig werden bzw. wo die neuen Mieter derzeit einziehen. Oder seien es Brautwiesenstraße 17/18 und Löbauer Straße 42, die schon länger fast komplett vermietet sind. Wo es geht, bauen wir einen Aufzug ein. Auch der Umbau von Dutzenden Badewannen zu bodengleichen Duschen pro Jahr zählt dazu, mehr Annehmlichkeiten für unsere älteren Mieter zu schaffen.
Mittel aufstocken statt zu reduzieren
Wir werden dieses Prinzip auch in Zukunft weiterverfolgen. Und hoffen dabei auch auf den Erfolg der IG BAU, die vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs an Seniorenwohnungen eine deutlich stärkere Förderung von altersgerechten Umbauten und Modernisierungen fordert. Ein entsprechendes Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sei im vergangenen Jahr mit Bundesmitteln auf 150 Millionen Euro aufgestockt worden, solle jetzt aber reduziert werden. “Dies wäre angesichts der sich weiter verschärfenden ‘grauen Wohnungsnot’ ein fatales Signal”, sagt IG-BAU-Chef Robert Feiger.
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