Segelmanni – wer sich auch nur ein bisschen mit dem Görlitzer Wassersport und dem Berzdorfer See beschäftigt, kennt diesen Namen. Viele sprachen so von Manfred Dahms, er selbst verwendete den Spitznamen in seiner E-Mail-Adresse. Stets war der Begriff freundlich gemeint, anerkennend. Von den vielen, die mit ihm zu tun hatten, sei es als Segelschüler, Vereinskamerad, Politiker. Jetzt ist Segelmanni für immer von Bord gegangen, im Alter von nur 68 Jahren.
Manfred Dahms war so rührig, engagiert und gut vernetzt wie wenige Menschen. Für den Segel- und Wassersport an Olbersdorfer, Quitzdorfer, Bärwalder und vor allem Berzdorfer See hat er viel erreicht. Im Planungsverband des letzteren saß er viele Jahre und mühte sich um Verständigung zwischen den unterschiedlichen Interessen von Gemeinden, Wassersportlern, LMBV und Naturschützern. Er saß im Vorstand des Sächsischen Seglerverbands, war viele Jahre lang Segellehrer und maßgeblich daran beteiligt, dass die Segler ihren Stützpunkt an der Blauen Lagune bekamen. “Er war immer schlichtend, hat nie mitgestritten, sondern Lösungen vorgeschlagen. Wie unglaublich charmant er all die Posten besetzt hat, die er innehatte, muss ihm erstmal jemand nachmachen”, sagt Thomas Schynol von den Lausitzer Wassersportfreunden. Dieser Verein war eines der Babys von Manfred Dahms, er hat ihn mitgegründet und ihm bis zuletzt vorgestanden. “Er hinterlässt riesengroße Fußstapfen. Ich versuche gar nicht erst, da hinein zu gehen”, so Schynol, der jetzt den Vereinsvorsitz übernommen hat.
Motor in der Entwicklung des Sees
Von diesem großen Wunsch nach Vermitteln statt nach Streiten ist auch KommWohnen-Geschäftsführer Arne Myckert immer beeindruckt gewesen. Er hat Manfred Dahms als Motor in der Entwicklung des Sees wahrgenommen, wie er sagt. “Auch wenn wir aus unseren Positionen heraus unterschiedliche Interessenslagen hatten, war der Umgang mit ihm immer konstruktiv. Er ist immer auf uns zugegangen, auch wenn die Stimmung im Keller war. So ist der Gesprächsfaden nie abgerissen.” So sei es auch maßgeblich sein Verdienst gewesen, dass die Gespräche zum See schnell wieder konstruktiv wurden. Das Lausitzer Kutterrudern, das seit zwei Jahren im Hafen stattfindet, sei ohne ihn undenkbar gewesen. “Wir werden mit daran arbeiten, dass es weiterlebt.”
Museumsführer, Vereinschef, Moderator, Solist
Auch abseits von Wasser und Schiff wird Manfred Dahms vielen fehlen. Viele Jahre war er Museumsführer in Zittau, woher er stammt. Vom Verein des Zittauer Fastentuchs kommt ein Gruß an ihn als einen “der engagiertesten Museumsführer am Großen Zittauer Fastentuch. Mit seiner kompetenten und freundlichen Art hat er sich ein bleibendes Denkmal in unseren Herzen gesetzt.”
Bei den Klönabenden der Wassersportler, die im Winterhalbjahr in der Gaststätte “Zur Alten Freundschaft” in Biesnitz stattfinden, sorgte er für gesellige Abende, zu denen er immer wieder auch neue Gesichter einlud. Er sang im Görlitzer Shanty-Chor mit, auch als Solist. “Er hat so viele Titel beigesteuert, kannte sich mit Shantys richtig aus”, sagt Uta Möller vom Chor. “An seine Geschichten aus dem Seemansleben, die er bei den Auftritten erzählt hat, erinnern sich viele.” Immer wieder zog es Manfred Dahms auch aufs Meer. Er war Teil der Crew von Großseglern, unter anderem auf der Alexander von Humboldt II.
Anerkennung aus der Politik
Für jemanden, der sich so vielfältig engagiert hat, finden sich in den Tagen nach seinem Tod von zahlreichen Seiten Würdigungen. Der Görlitzer Landrat Stephan Meyer schreibt bei Facebook: “Ich bin sehr traurig – Manfred wird uns fehlen. Seine konstruktive Art und sein unglaubliches Engagement für den Segelsport in Sachsen hat positive Spuren hinterlassen. Er war stets positiv hartnäckig, auf Lösungen aus und menschlich wie sportlich absolut fair und den Menschen zugewandt.”
Die drei Segelvereine vom Segelstützpunkt an der Blauen Lagune schreiben auf ihrer Internetseite: “Sein Tod macht uns sehr traurig und fassungslos, denn trotz seiner Krankheit war Manni fast täglich auf unserem Segelstützpunkt. Mit vielfältigen Ideen und mit ausgeprägter Kameradschaft bereicherte Manni unser Vereinsleben nachhaltig. Ganz besondere Verdienste erwarb er sich als langjähriger Trainer unserer Kinder- und Jugendsegelgruppe.” Und der frühere Görlitzer Stadtrat Gottfried Semmling schreibt: “Da verlieren wir jemand ganz Tollen.”
Vom Krankenhaus an den See
Manfred Dahms hat bis zuletzt getan, was er geliebt hat. Thomas Schynol muss trotz all der Traurigkeit lächeln, als er vom Schausegeln vor wenigen Wochen am Berzdorfer See erzählt. “Manni war im Krankenhaus und unsere Vereinsmitglieder haben sich überlegt, wie sie stattdessen das Schausegeln moderieren. Mit viel Aufwand haben sie Schiffstypen, Eigner und Geschichten herausgesucht, Texte geschrieben und sich richtig vorbereitet. Doch dann hat Manni sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen und ist vorbeigekommen. Völlig aus dem Effeff hat er die Veranstaltung moderiert, mit Mikro in der Hand von seinem Stuhl aus. Das war Manni.”