Dass KommWohnen anziehend ist, ist für uns ja nichts Neues. Jetzt haben wir das mal wörtlich genommen und dem Städtischen Klinikum Görlitz ein entsprechendes Geschenk gemacht: Mädchen- und Jungen-Strampler, Bodys, Söckchen und Mützchen. Für die ganz Kleinen. Die Neugeborenen. Diese können in Görlitz jetzt nämlich in ganz moderner Umgebung zur Welt kommen. Das Klinikum hat am Freitag sein neues Frauen-Mutter-Kind-Zentrum feierlich eingeweiht.
Keine weiten Wege mehr
In dem Gebäude, das als Haus C bezeichnet wird, haben mehrere Kliniken Platz gefunden. Dazu gehören die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die Frauenklinik mit Geburtshilfe und Gynäkolgie, die Klinik für plastische, rekonstruktive und Brustchirurgie sowie das Mammazentrum Ostsachsen. Teils sperrige Namen, die für die Patienten jetzt aber umso unkomplizierter zusammenarbeiten können. Weite Wege entfallen, alles ist modern eingerichtet. Dazu wurden zwei denkmalgeschützte Häuser mit einem Neubau verbunden und erweitert. Rund 35 Millionen Euro hat das Ganze gekostet und dreieinhalb Jahre gedauert. Oder wie Klinikum-Geschäftsführerin Ulrike Holtzsch in ihrer Rede sagte: “406 Räume, 73 Betten, 362 Fenster, 1.400 Leuchten, 82.000 Meter Elektroleitungen, 4.000 Quadratmeter Nutzfläche, über 100 Einzelaufträge an größtenteils regionale Firmen.” Und mehr als 100 Mitarbeiter.
Aus der Not eine Tugend
Weil das ein Grund zum Feiern ist, lud das Klinikum Mitarbeiter und Geschäftspartner, Stadtvertreter und Medien zum Festakt ein. Oberbürgermeister Octavian Ursu war in seiner Rede voll des Lobes über die Arbeit im Klinikum. “Es ist ein gutes Beispiel, wie man aus einer Not eine Tugend machen kann.” Denn der ursprüngliche Plan war 2013, nur die Kinderklinik im Haus H zu sanieren. Bis Statikprobleme auftauchten und die Mitarbeiter eiligst das Gebäude mit allen Patienten und Geräten räumen mussten. “Den plötzlichen Wegfall von 5.600 Quadratmetern muss man als Krankenhaus erstmal verkraften”, so Ursu. Darum ging aus dem Rathaus ein großes Lob an Geschäftsführung und Mitarbeiter, wie es zu diesen Anlässen ja auch gehört. “Es ist ein Glücksfall für unsere Stadt, solch ein Klinikum zu haben.” Als Geschenk gab’s im Rathaus offenbar die gleiche Idee wie bei KommWohnen: Bodys für die Neugeborenen – versehen mit dem Aufdruck “Ich bin ein Görlitzer Original”.
Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer lobte Ruf und Arbeit des Görlitzer Klinikums. “Wie die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Chefärzten hier läuft, ist beispielhaft. Und ich komme in Sachsen schließlich ein bisschen herum.” Darum habe er es auch gern unterstützt, als aus den fünf Millionen Euro Zuschuss vom Freistaat beim ersten Anruf aus dem Klinikum nach und nach fast 20 Millionen geworden sind. “Wir haben einige Krankenhäuser in Sachsen, die wirtschaftlich arbeiten. Aber was nicht möglich ist, ist solch eine Baumaßnahme über 35 Millionen Euro allein zu stemmen.” Darum werde er auch in Zukunft große Sorge für eine leistungsfähige Krankenhauslandschaft in Sachsen tragen.
Nur äußerlich ein Stilbruch
Solche Zusagen hört man im Klinikum natürlich gern. Und was mit dem vielen Geld passiert ist, kann sich sehen lassen. In mehreren Gruppen (Corona sei “dank”) führten Mitarbeiter die Gäste durchs Frauen-Mutter-Kind-Zentrum. Der außen deutlich sichtbare Stilbruch in der Gebäudefassade ist innen nicht zu bemerken. Alles ist hell, farbenfroh, freundlich, modern. Und alle Mitarbeiter haben ein Lächeln im Gesicht. Endlich ist der langwierige Weg zu diesem zusammengelegten Zentrum zu Ende. Alle Kliniken haben mehrere Umzüge hinter sich, mussten Interimsunterkünfte ein- und wieder ausräumen. Und das möglichst ohne unnötige Belästigung der Patienten.
Beim Rundgang fallen immer wieder aufwendige Wandbilder ins Auge. Farbkonzepte. Schönes Detail: Ein Maler hat per Hand an die Schilder aller Patientenzimmer ein kleines fröhliches Bild gemalt. Ein Mädchen mit Luftballons ist dort zum Beispiel zu sehen. Spielende Kinder. Und ein paar Mäuse.
Die Farbgestaltung der drei Kreißsäle ist die alte geblieben: gelb, grün oder rot. Viele Görlitzerinnen kennen wohl die weinrote Badewanne. Neu sind dabei farbwechselnde Sternenhimmel über den Betten. Entspannung ist alles…
Schlaubergerwissen zum Weiterlesen:
Chronik (Quelle: Städtisches Klinikum Görlitz):
+ Sept. 2013: Sanierung Kinderklinik im H-Haus für 5,3 Mio. Euro bekanntgegeben
+ März 2014: Bei bauvorbereitenden Maßnahmen wurden Statikprobleme H-Haus festgestellt
+ Mai 2014: Übergangslösung für den Kreißsaal gefunden
+ Juni 2014 – Aug. 2014: Herrichtung der 1. Etage des alten C-Flügels: Installation moderner Sanitäranlagen, Streichen der Wände, Einrichtung von Stations- und Patientenräumen als Übergangslösung für die Gynäkologie und die Plastische Chirurgie
+ Aug. 2014: Gynäkologie und Plastische Chirurgie ziehen aus dem H-Haus in das Haus C als Übergangslösung
+ Sept. 2014: Kreißsaal zieht in neue Übergangsräumlichkeiten (ehemaliges Lager der Versorgungswirtschaft, A-Haus)
+ Dez. 2014: Rückbau des H-Hauses beginnt (Kosten 1 Mio. Euro)
+ Feb. 2015: Abbau des denkmalgeschützten Wandreliefs der Kinderklinik
+ Mai 2015: Freistaat nimmt Klinikum in Krankenhausinvestitionsprogramm 2015 auf und stellt 18,5 Mio. Euro für die Sanierung
des Haupthauses (C-Flügel und Neubau) in Aussicht
+ März 2015: Ministerin übergibt Förderbescheid in Höhe von 19,94 Mio. Euro
+ Okt. 2015: Beginn Bau des Flächenersatzbaus (Haus 8) auf der freigewordenen Fläche des H-Hauses
+ Juli 2016: Der Flächenersatzbau (FEB) wird von Chefärzten, dem Patienten- und Versorgungstransport und anderen medizinisch-administrativen Bereichen bezogen
+ Aug. 2016: Module für Übergangsbau Haus R, der hinter dem FEB erbaut wird, werden angeliefert (28 Module, 1.256 Quadratmeter) Kosten: 1,4 Mio. Euro
+ Nov. 2016: Inbetriebnahme des Übergangsbaus Haus R: Gynäkologie, Plastische Chirurgie und Mammazentrum ziehen ein
+ Nov. 2016: Alle Kliniken, Funktionsabteilungen, Sprechstunden und Verwaltungsbereiche sind aus Haus C in andere Gebäude auf dem Gelände umgezogen. Mehr als 100 Umzüge!
+ Dez. 2016: Rückbau des Außenaufzugs an der Westseite Haus C
+ Ab Feb. 2017: Medienverlegungen, Baumfällarbeiten, Entkernung Haus C
+ Ab 2. Quartal 2017: Aushubarbeiten für Neubau beginnen
+ Sept. 2017: Grundsteinlegung
+ Mai 2020: Inbetriebnahme des Frauen-Mutter-Kindzentrums
+ September 2020: Beginn Sanierung Haus 1