
Es wäre ein schicker Standort für Einfamilienhäuser. Mitten in Weinhübel, benachbart von anderer Wohnbebauung, gut erschlossen. Sieben Parzellen für Familien waren auf diesem großen KommWohnen-Grundstück an der Johannes-R.-Becher-Straße geplant. Erste Vorbereitungen liefen, Anträge wurden gestellt. Doch dann der Stop: Nach Berechnungen der sächsischen Landestalsperrenverwaltung (LTV) würde bei einem sogenannten HQ100-Hochwasser das Wasser dort 80 Zentimeter hoch stehen. HQ100, das heißt, ein Hochwasser, das statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt. Die Bauherren müssten quasi auf einem Hügel bauen oder ihre Häuser auf Stelzen stellen, was niemand ernsthaft möchte. Ein LTV-Einwand, der bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises ernst genommen wird. In Überschwemmungsgebieten sieht man Bebauungen sehr kritisch. Letztendlich müsste es aber die Stadt Görlitz als Untere Bauaufsichtsbehörde entscheiden, hieß es jüngst in einem Artikel der SZ.
Fachbehörde mit lauter Stimme
Und dort wird das Vorhaben seit 2021 geprüft. Zwar kann sich für diese Stelle in Weinhübel niemand an solch hohe Wasserstände aus der Flut von 2010 erinnern. Aber wer möchte schon fachlich fundiert Berechnungen einer angesehenen Fachbehörde infrage stellen? Erst recht, da die Stadtverwaltung im Fall der Fälle schadensersatzpflichtig würde. Also gibt es nach wie vor kein Baurecht, keine Grundstücksverkäufe, keine Eigenheime. Und mittlerweile auch keine Interessenten mehr. Nach langer Wartezeit sind nach und nach alle abgesprungen. Was sehr bedauerlich ist, denn für fast alle Parzellen lag ein Kaufinteresse vor. Noch bedauerlicher, dass diese Familien inzwischen vielleicht ins Görlitzer Umland abgewandert sind und dort ihr Traumhaus bauen.
Stadt will sich äußern
Im Januar-Stadtrat neulich kam das Thema wieder einmal auf den Tisch. Stadtrat Detlef Lothar Renner hat angefragt, ob es eine Ausweichfläche für die geplanten Eigenheime gebe oder ob die Stadt Widerspruch gegen die Berechnungen der Landestalsperrenverwaltung einlegen wolle. Spontan in der Sitzung selbst konnte von der Führungsriege des Rathauses niemand etwas sagen. Das soll aber nachgeholt werden. KommWohnen als Grundstückseigentümer würde die Fläche nach wie gern für Eigenheime anbieten. Nur unter den aktuellen Bedingungen ist es leider nicht möglich.