Allein zu arbeiten, macht Jens Vogel nichts aus. Als einer von drei Tischlern in den Reihen des KommWohnen-Regiebetriebs ist er auch in normalen Zeiten allein in den Wohnungen zugange, die für die neuen Mieter renoviert werden. An der Stauffenbergstraße baut er gerade neue Innentüren ein. Alles ist wie immer. Anders läuft es jetzt nur, wenn er zu dringenden Reparaturen gerufen wird. Wenn Rollgurte von Außenjalousien gerissen sind zum Beispiel oder wenn ein Fenster ausgehangen ist. Bei den Mietern muss er wegen der Corona-Ansteckungsgefahr jetzt Handschuhe und Atemschutzmaske tragen und auch mehr Abstand halten als sonst, genauso wie andersherum. „Mit den meisten klappt das prima“, sagt Jens Vogel. Und mit den wenigen, die sich in der vielen einsamen Zeit zu Hause über den Besuch von einem Handwerker und mithin Beschäftigung freuen, lasse sich das Vorgehen gut klären. Über-die-Schulter-schauen geht derzeit eben nicht.
Schnell im März reagiert
Corona bringt für den Regiebetrieb von KommWohnen relativ wenige Einschränkungen mit sich. Leiter Klaus Schäfer hat einen guten Riecher bewiesen und im März die Materiallager füllen lassen. Jetzt stehen eben etwas mehr Farbtöpfe für die Maler bereit. Und etwas mehr Türen für den Tischler. „Als unser Türenlieferant seine Arbeitszeit wegen der Corona-Krise eingeschränkt hat, haben wir schnell all unsere Bestellungen abgeholt“, sagt Klaus Schäfer. Einen Vormittag lang sind vier Mitarbeiter nur zwischen Lieferant und Lager hin- und hergefahren. Aber es hat sich gelohnt, denn Abholungen sind inzwischen komplizierter als sonst. Ware wird nur nach telefonischer Anmeldung herausgegeben, oft sind Wartezeiten nötig.
Aber noch ist das Lager mit allem, was die Handwerker täglich brauchen, gut gefüllt. Etwas schwierig ist nur das Beschaffen von Atemschutzmasken – so wie viele es derzeit kennen. Masken der Klasse FFP2 und FFP3 sowie Partikelfilter, die auch ohne Corona zum Beispiel beim Aussägen von Wandöffnungen für neue Innentüren gebraucht werden, sind derzeit rar, es herrschen Lieferengpässe. „Die persönliche Schutzausrüstung zu bekommen, ist momentan unser größtes Problem“, so Schäfer.
Wasserkanister im Auto
Andere Hygienemaßnahmen sind einfacher umzusetzen. In jedem Handwerkerauto gibt es jetzt Seifen und einen Wasserkanister, damit sich die Mitarbeiter auch unterwegs jederzeit die Hände waschen können. Denn auch Desinfektionsmittel ist im Handel noch immer knapp. Es gibt bei den Handwerkern durchaus Ängste vor einen Ansteckung mit Covid-19. Manche gehen mit Mietern jetzt nicht mehr so unbeschwert um wie früher. Und auf Baustellen mit mehreren Gewerken gehen sich die Handwerker aus dem Weg.
An der Büchtemannstraße ist Maler Norbert Kühnel gleich mit einer Wohnung fertig. Alles strahlt frisch weiß, die Fußbodenleger können kommen. Auch Kühnel ist allein auf seiner Baustelle. „Mir macht das nichts aus. Ist sonst auch meistens so.“ Ihm gefällt es, sich die Arbeit so frei einteilen zu können.
Andererseits ist genau das ein Problem, das Regiebetriebsleiter Klaus Schäfer jetzt kennenlernt. Normalerweise setzt er sich ein- bis zweimal pro Woche morgens zu einer festen Uhrzeit mit allen Handwerkern zusammen und bespricht Neuigkeiten und Aufgaben. Dann sind alle schnell auf demselben Wissensstand. Nun, da die Arbeitszeitregelung bei KommWohnen offener ist und manche wegen der Kinderbetreuung zu anderen Zeiten arbeiten als sonst, passt dieses Treffen oft nicht für alle. „Wir kriegen das trotzdem irgendwie hin“, sagt Klaus Schäfer. „Aber es ist eben etwas komplizierter.“
Hier geht es zu den anderen Teilen unserer Serie: