Um das Fazit einmal vorweg zu nehmen: Es gibt möglicherweise bald einen jonglierenden Bürgermeister und einen einradfahrenden Sozialstaatssekretär. Denn Benedikt Hummel und Sebastian Vogel zeigten sich heute begeistert von den Plänen des Cyrkus und fragten gleich nach Einladungen zu Kursen. Das Projekt des Kulturbrücken e.V. plant Großes im Werk I: Workshops, Training, Akrobatik, Jonglage, Einrad, Clownerie und manches mehr. “Wir freuen uns riesig, hier endlich ein festes Domizil haben zu können”, sagte Annu Schaaf, künstlerische Leiterin des Cyrkus-Projekts. “Im Moment ist es ein Riesen-Logistikaufwand. 150 Kinder pro Woche, fünf Lager, sechs Räume.”
Fast eine Viertelmillion im Gepäck
Folglich war heute ein großer Tag. Aus Dresden reiste Sozialstaatssekretär Sebastian Vogel an – mit wichtigem Gepäck. Er brachte Fördermittelbescheide über insgesamt 244.000 Euro für Stadtverwaltung und KommWohnen mit. Wir können damit die frühere Kantine und Küche des Waggonbauwerks I für den Cyrkus herrichten. Gemeinsam mit Eigenleistungen der Eltern der Cyrkus-Kinder wird es ein festes Domizil für das Projekt, in dem eine spätere Weiterentwicklung nicht ausgeschlossen ist. Denn im Obergeschoss bleiben Räume vorerst im alten Zustand. Die Hälfte der Fördermittel kosten allein Sanitäranlagen und Heizung.
Das Cyrkus-Projekt passt gut in die Nachbarschaft des soziokulturellen Jugendzentrums Rabryka. Beide zusammen können gut in der westlichen Innenstadt wirken, die oft als etwas abgehängt und sozial schwierig beschrieben wird. Gemeinsame Freizeit könnte die Kinder und Jugendlichen des Quartiers gut vereinen. “Als wir damals das ganze Areal vom Waggonbau erwarben, um den Bau der neuen Polizeidirektion zu realisieren, konnte niemand diese Entwicklung absehen”, sagte KommWohnen-Geschäftsführer Arne Myckert. “Aber jetzt finde ich es sehr cool, wie sich alles fügt und entwickelt.” Auch der deutsch-polnische Gedanke des Cyrkus sei sehr erfreulich.
Hohe Nachfrage beim Cyrkus
Fast ein ganzes Jahr hat es seit der Antragstellung gedauert, bis die Fördermittel fließen. Entsprechend fröhlich ist das Cyrkus-Team jetzt. “Wir wachsen rasant, haben unzählige Anfragen und laufend neue Kinder und Jugendliche”, sagte Annu Schaaf. Perspektivisch soll in Görlitz sogar ein Zentrum für deutsch-polnische Artistik entstehen, verriet sie.
Und die direkte Nachbarschaft zum Forschungszentrum Casus? Schließlich werden sich einige Büros direkt über den Übungsräumen des Cyrkus befinden. Die KommWohnen-Techniker beruhigen: Am Schallschutz wird schon gearbeitet. Oder man macht es wie vom Görlitzer Bürgermeister Benedikt Hummel vorgeschlagen: “Dann gehen die Casus-Leute einfach runter und machen mit. Da ist auch der Kopf wieder frei.”