Nun, da sich mit dem Softwaretestzentrum Expleo die neuen Mieter in der Konsulstraße 23 eingelebt haben, ist Gelegenheit für einen Blick zu den früheren Mietern. Vier Jahre lang hatte die Freie Waldorfschule Görlitz “Jacob Böhme” dort ihren Sitz. Jetzt lernen die Kinder in frisch sanierten Räumen im ehemaligen Güterbahnhof an der Bahnhofstraße. Wie ein Überflug mit der Drohne zeigt, ist das Außengelände der Schule so weitläufig, wie es wohl keine andere Schule in Görlitz hat. Es gibt einen großen Spielplatz, ein grünes Klassenzimmer – das intern Forum Romanum genannt wird –, einen Schulgarten, Tischtennisplatten, einen Bolzplatz und manches mehr. (Hier gibt es einen Überflug mit der Drohne über das Areal zu sehen.)
Konsulstraße als Sprungbrett nach Görlitz
Über 200 Kinder besuchen die Waldorfschule derzeit. Für diese Größenordnung wäre in der Konsulstraße nie Platz gewesen. Damals waren es circa 80 Kinder. Und schon damals hat sich der Trägerverein nach längerfristigen Räumen umgesehen, erinnert sich Geschäftsführer Lutz Ackermann.
Anders als bei staatlichen Schulen wird die Waldorfschule durch Pädagogen selbst verwaltet, und Lutz Ackermann ist vom Trägerverein mit der Führung der Geschäfte beauftragt. Circa 160 Mitglieder hat dieser Verein, Eltern wie Pädagogen. “Schon bei unserem Einzug in die Konsulstraße im Jahr 2016 waren wir mit der Bahn in Gesprächen zum früheren Güterbahnhof”, sagt er. Zwei Jahre später war der Verein dann Eigentümer des weitläufigen Geländes. Ein Mammutprojekt. Allein die Gebäudefront ist fast 400 Meter lang.
Etliche Fachkabinette
Doch die Arbeiten gingen voran. Seit dem Schuljahr 2020/21 findet der Unterricht dort statt, wo früher Güter be- und entladen wurden. Nach und nach kamen immer mehr Räume und Angebote hinzu. Klar, drinnen ist viel Platz. 13 Klassenzimmer gibt es, dazu Fachräume für Gartenbau, Holzbearbeitung, Biologie, Chemie, Geographie, Physik, Handarbeit, Kunst- und Musikkabinette, Eurythmie-Räume, eine Lehrerbibliothek und eine eigene Küche mit Mensa.
Über neun Millionen Euro schwer war die Sanierung des Areals. Etwa zwei Drittel waren Fördermittel. “Die Bauzeit war für viele sehr anstrengend”, sagt Lutz Ackermann. “Dauernd Absprachen, Anpassungen und Kostenkontrolle, was viel Kraft gekostet hat. Aber das Ergebnis entschädigt dafür.”
Aktuell läuft die Sanierung des Hortgebäudes. Ist es fertig, gibt es für die Schüler der Klassen 1 bis 4 eine weitläufigere Betreuung nach dem Unterricht und in den Ferien als jetzt noch. Im oberen Stockwerk sind Gästezimmer für Lehrer geplant, die neu nach Görlitz kommen, oder auch für Honorarlehrer.
Bewegung in der Nachbarschaft
Und die Schule will nicht unter sich bleiben. Bauarbeiten am anderen Ende des Geländes betreffen noch mehr Menschen. Denn das Gerhart-Hauptmann-Theater nutzt derzeit den östlichen Teil des langgestreckten Gebäudes für sein Stück “Malfi!”. Eine Premiere, natürlich nach dem Wasserschaden im Theater-Haupthaus auch aus der Not heraus gefunden. Doch es scheint zu passen. Derzeit ist der Güterbahnhof ein heißer Kandidat für den Ausweichspielort des Theaters, wenn am Demianiplatz saniert wird. Und dann wären Kultur und Bildung ganz nah beieinander.