Der Nachbar ist ausgezogen, der Briefkasten quillt über, es ist oft zu ruhig, die Treppenreinigung verteilt sich auf weniger Schultern: Bei verschiedenen Gelegenheiten werden wir immer wieder gefragt, warum leerstehende Wohnungen nicht sofort renoviert und neuvermietet werden. Wir haben die Fragen gesammelt und wollen es gern ausführlich erklären. Hier sind die Antworten:
Mein Nachbar ist ausgezogen. Seit Wochen bleibt die Wohnung unsaniert und leer. Warum?
Wahrscheinlich handelt es sich um ein Haus, das wir zur Komplettsanierung vorgesehen haben. Die Sanierung einer einzelnen Wohnung ist heutzutage nicht mehr wirtschaftlich. In den vergangenen acht bis zehn Jahren haben sich die Baukosten verdoppelt bis verdreifacht. Die Mieten sind im Gegenzug um nur ca. zehn Prozent gestiegen. Die Sanierung einer Wohnung kostet heute in der Regel 25.000 bis 30.000 Euro. Grundrisse und Ausstattung sollen schließlich zu modernem Wohnen, Leben und Arbeiten passen. Da sich einzelne Sanierungen nicht mehr wirtschaftlich darstellen lassen, modernisieren wir künftig strangweise, also alle vier bis fünf Wohnungen auf einer Seite des Treppenaufgangs, besser noch alle acht bis zehn in einem Hauseingang. Werden mehrere Wohnungen parallel erneuert, sinken die Kosten etwas, weil die Baustelle nur einmal eingerichtet werden muss.
Bei mir im Haus wohnt im dritten und vierten Stock niemand mehr. Da stehen mehrere benachbarte Wohnungen leer. Warum wird dort nicht saniert?
Das hat bauliche Gründe. Strangsanierung funktioniert nur bei übereinanderliegenden Wohnungen sinnvoll. Das hängt mit den senkrecht verlaufenden Versorgungsschächten zusammen, in denen sich alle Rohre befinden. Aus Brandschutzgründen müssen sie geschottet und dafür von beiden Seiten erreichbar sein. Mit Baufreiheit ist das sowohl für Handwerker als auch Mieter einfacher. Denn in noch bewohnten Wohnungen würden beim Öffnen der Schächte Schäden entstehen, Dreck ebenso. Bestes Beispiel ist der Einbau bodengleicher Duschen, den wir auf Mieterwunsch oft durchführen. Dann muss für das Abflussrohr die Decke der darunterliegenden Wohnung geöffnet werden, was nicht alle Mieter begrüßen. Sie selbst haben ja nichts davon.
Wenn ich bald allein oder fast allein im Haus bin, werden meine Nebenkosten doch stark ansteigen, wenn niemand mehr mitheizt. Wie soll ich mir das leisten können?
Die Heizkosten werden nach Verbrauch und Fläche auf alle Mietparteien verteilt. Meistens ist das Verhältnis 70:30 (Verbrauch:Wohnfläche), manchmal 50:50. In leeren Wohnungen springt der Vermieter ein, also wir. Beispiel: In einem Haus mit zwei Mietern und acht leeren Wohnungen entstehen 100 Euro Heizkosten im Monat. Der Verbrauch ist bei den leerstehenden Wohnungen gering. Die Heizkörper dort sind auf die Sternchen-Stufe eingestellt, um in der Wohnung eine Grundtemperatur zu gewährleisten und Schimmelbildung entgegenzuwirken. Zudem verhindert es, dass im Winter die Wasserleitungen Schaden nehmen. Wir beteiligen uns bei den Heizkosten also auch am Verbrauch. Viel mehr noch bei der Wohnfläche: Sie liegt zu 8/10teln beim Vermieter, also 4/5tel. Von 30 Euro im Rechenbeispiel tragen die Mieter also nur 1/5tel, sechs Euro.
Werde ich eines Tages gezwungen sein auszuziehen, wenn ich irgendwann der letzte Mieter im Haus bin?
In den vergangenen Jahren wurden von uns keine diesbezüglichen Kündigungen ausgesprochen. Grundsätzlich möchten wir unsere Mieter behalten und gemeinsam Lösungen finden. Wir ziehen Häuser leer, indem wir freiwerdende Wohnungen nicht mehr vermieten. Wir empfehlen aber tatsächlich, umzuziehen. In energetisch sanierten Häusern ist der Energieverbrauch geringer und das Wohnen komfortabler. Und die Heizkosten werden wohl generell weiter steigen. Also auch wenn der Quadratmeterpreis höher liegt, ist eine neue Wohnung unterm Strich nicht unbedingt teurer.