Eigentlich nimmt Kundenbetreuer Felix Pfohl gern einen Azubi mit zu Wohnungskontrollen. Damit die jungen Leute lernen, worauf es ankommt bei der Renovierung von Wohnungen. Was muss wie saniert werden, wie sind die Zeitpläne und wie sieht der KommWohnen-Bestand generell aus? Aber im Moment geht das nicht. Felix Pfohl muss wie seine Kollegen allein los. Die Corona-Einschränkungen verändern den Arbeitsalltag. In die Wohnung an der Erich-Weinert-Straße, wo er gerade ist, kommen bald die Handwerker. Alles ist soweit vorbereitet, Pfohl kann die nächste Wohnung aufsuchen. Unterwegs grüßt er immer wieder Mieter, die auf ihren Balkonen sitzen oder aus dem Fenster schauen. Jetzt sind ja alle zu Hause.
Jeden Tag ist Sprechtag
Die Corona-Krise und die damit verbundene Schließung der KommWohnen-Geschäftsstelle für den Kundenverkehr haben auch auf die Kundenbetreuer große Auswirkungen. Der Sprechtag als typischer Besuchstag, um Dinge schnell im direkten Kontakt zu klären und Unterschriften zu leisten, entfällt. Stattdessen ist jetzt nahezu jeder Tag ein Sprechtag. Die Telefone klingeln unablässig, Dutzende E-Mails kommen jeden Tag herein. So vieles wie irgend möglich wird auf dem elektronischen Weg geklärt. Wo es nicht geht, werden neue Verfahren gefunden.
Wie bei Kundenbetreuer Ulf Weder. Er bekommt gerade Besuch an der Geschäftsstelle. Eine Mieterin nimmt ihre neuen Wohnungsschlüssel am Empfang entgegen, Papiere gehen hin und her. Kundenbetreuer und Mieter haben ausnahmsweise keinen direkten Kontakt. Ulf Weder war schon am Vortag zur Übergabe in der Wohnung, hat alle Zählerstände abgelesen und das Türschloss ausgewechselt – allein. Normalerweise treffen sich alle Beteiligten und gehen gemeinsam die Räume durch. Gibt es aber keine Beanstandungen, funktioniert die Übergabe auch so.
Anfragen nach Mietstundung
Im Büro nebenan bekommt Kundenbetreuer Max Monsig vom Büro Königshufen gerade einen Anruf. Ein Gewerbemieter hat durch die Corona-Krise finanzielle Sorgen und bittet darum, die Miete zu stunden. „Diese Anfragen nehmen derzeit zu“, sagt Monsig. „Es weiß ja niemand, wie lange es noch so geht.“
Felix Pfohl ist derweil zurück von den Wohnungskontrollen. In seinem Büro klingelt immer wieder das Telefon. Als Leiter des Stadtteilbüros Weinhübel/Rauschwalde ist er mit seinen Teamkollegen Ansprechpartner für viele Hunderte Mieter. Jetzt, da alle mehr zu Hause sind als normalerweise, häufen sich auch die Anrufe wegen tropfender Wasserhähne, klemmender Türen und Fenster, Rissen im Waschbecken und Ähnlichem. „Wir müssen derzeit ganz genau filtern, was dringend ist, und was warten kann“, sagt Felix Pfohl. Denn die Handwerker wollen und sollen so wenig Kundenkontakt haben wie möglich. Manch externe Firma muss zudem auf Mitarbeiter verzichten, sei es wegen der geschlossenen Grenzen, sei es wegen Erkrankungen, Kinderbetreuung oder Quarantäne.
Tropfende Wasserhähne müssen daher vorerst warten. Auch vorzeitige Wohnungsabnahmen, deren Mietvertrag beispielsweise erst Ende Mai endet. Der Ausfall von Kalt- oder Warmwasser hingegen nicht, Verstopfungen nicht, gerissene Rolladengurte ebenfalls nicht. Bei anderem wird mit Augenmaß entschieden: Hat nur eine bestimmte Steckdose keinen Strom mehr oder die ganze Wohnung? „Die Mieter sind zum Großteil sehr verständnisvoll. Manche lehnen Reparaturen auch selbst ab, weil sie Bedenken wegen einer möglichen Virus-Ansteckung haben.“ Ein älterer Mann hat neulich wegen eines kleinen Wasserschadens an der Zimmerdecke so reagiert.
Fotos für den virtuellen Rundgang
Die, die gerade dringend eine Wohnung suchen, werden erfinderisch. Felix Pfohl erzählt von einer Tochter, die für ihren Vater ein neues Zuhause finden will. Um kritische Besichtigungen zu dritt zu vermeiden, ging er mit ihr allein durch mehrere Wohnungen. Sie machte überall Fotos, um sie später ihrem Vater zu zeigen. Gemeinsam mit ihrem Bericht bekommt der Papa einen guten Eindruck und kann entscheiden.
Und es gibt Dinge, die in dieser für alle schwierigen Zeit für einen Sonnenstrahl sorgen. Eine Görlitzer Familie hat einen längeren Brief geschrieben und sich beim Stadtteilbüro Weinhübel/Rauschwalde herzlich bedankt für die Unterstützung bei der Wohnungssuche. Ein Familienmitglied ist schwerbehindert, nicht jede Wohnung kam infrage. „Wir sind hier endlich sehr gut angekommen und sind mit unserer Wohnung äußerst zufrieden, auch mit dem wunderbaren Wohnumfeld“, heißt es in dem Schreiben. „Es gibt doch tatsächlich noch sehr hilfsbereite Menschen, die es verdient haben, dass dies auch einmal angesprochen und gewürdigt wird.“
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