(von Tom Kubitz)
„Jeder ist, wie er ist, und kann sein, wie er ist“, antwortet Silke Deutsch auf die Frage, wie sie auf den Namen „Wertschatz“ gekommen sei. Sieben Monate ist es her, dass Silke Deutsch ihre Fördereinrichtung auf der Heilige-Grab-Straße 22 eröffnete. Sie betreibt seit dem 01.04.2021 eine Tagesstätte für Schwerst- und Mehrfachbehinderte. Die ausgebildete Ergotherapeutin arbeitete zunächst 15 Jahre als Angestellte in einer Betreuungseinrichtung, ehe sie danach vier Jahre als pädagogische Fachkraft in der Jahnschule Görlitz tätig war. Dort fasste sie den Entschluss, sich selbstständig zu machen, um so mehr Planungsfreiheit zu bekommen, wie sie sagt.
Kleine Gruppe, große Wirkung
Silke Deutsch und ihre drei Mitarbeiterinnen betreuen derzeit vier, demnächst sechs behinderte Menschen. Sie sagt: „Wir haben in dieser kleinen Gruppe den Vorteil, dass wir auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen gut eingehen können.“ Eben dies macht die Tauchritzerin und „Wertschatz“ auch so besonders. Silke Deutsch plant auch schon weiter und konnte den Kommunalen Sozialverband Sachsen (KSV) als Kostenträger überzeugen, zwei weitere Plätze zu generieren. Hierzu möchte sie noch eine weitere Mitarbeiterin einstellen.
Die Plätze werden vom KSV Sachsen vorerst für zwei Jahre finanziert. Nach einem Entwicklungsbericht und einer Rückmeldung der Eltern wird über die Weiterführung diskutiert.
KSV Sachsen entscheidet über Belegung der Plätze
Grundsätzlich hat Silke Deutsch ausschließlich volljährige Menschen zu betreuen, welche auf Grund der Schwere ihrer Behinderung keine Arbeit ausführen können. Ob den Interessenten ein Platz zusteht, prüft und entscheidet dann der Sozialverband. „Jeder Mensch hat das Recht auf Teilhabe an der Gemeinschaft“, bekräftigt Silke Deutsch. Sie möchte den Behinderten ein zweites soziales Umfeld aufbauen. Dies versucht sie, indem sie den Menschen eine organisierte Tagesstruktur bietet und somit feste Haltepunkte schafft. Dies sind beispielsweise Morgenkreis, Frühstück, Mittagessen und Mittagsschlaf. Sie setzt den Fokus neben Betreuung und Pflege klar auf die Förderung der Behinderten.
Kooperationen erleichtern Arbeit
Mit der Lebenshilfe Aktiv GmbH hat die Mutter von drei Kindern einen starken Partner an ihrer Seite. Dort besteht für die Behinderten die Möglichkeit, ein Praktikum in Werkstatt oder Wäscherei durchzuführen. Des Weiteren ereilte Silke Deutsch jüngst eine Anfrage des Görlitzer Handballvereins HC Görlitz – die Görls. Diese wollten die Räumlichkeiten für eine Zusammenkunft mit ihren Sponsoren am Wochenende nutzen. Nachdem der KSV Sachsen zugesagt hat und sich über das Miteinander in der Nachbarschaft freute, konnte Frau Deutsch grünes Licht geben. Der Handballverein bot ihr dafür ein Bewegungstraining für die Behinderten an.
Breites Spektrum um jeden individuell zu fördern
Silke Deutsch und ihr Team möchten möglichst viele Bereiche ansprechen. Zum einen stehen Wahrnehmungsförderung, Hörstunden und Vorlesezeit auf dem Plan. Aber sie bietet auch kognitives Training wie Sortieraufgaben und motorisches Training wie Schneiden, Malen oder Kleben an. „Ich möchte gezielt Reize setzen, welche dann verarbeitet werden“, erklärt die gebürtige Görlitzerin. Mittlerweile betreut sie Menschen mit Handicap aus dem ganzen Landkreis in ihren Räumlichkeiten. Entweder bringt sie ein Fahrdienst oder die Eltern nach Görlitz. Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern ist Silke Deutsch ohnehin wichtig. Die Betreuung findet wochentags im Zeitraum von 7:30 Uhr bis 15:15 Uhr statt.