Böse Zungen haben sie vor einiger Zeit fast schon totgeredet. Die Ladenzeile vom Klosterplatz 3 sei schwierig für Geschäftsleute, abgehängt, zu wenig Laufkundschaft. Geschäfte schlossen, Leerstand folgte. Doch jetzt beweisen gleich drei neue Ladeninhaber, dass dieses Viertel durchaus Potential hat. Von Juli bis September gibt es zahlreiche Veränderungen.
Junges Paar richtet den schönsten Tag aus
Da sind zum einen Diana und Peter Nitschke. Die beiden jungen Görlitzer verwirklichen sich hier einen Traum, den zumindest Diana Nitschke schon seit vielen Jahren träumt. “Das Thema Hochzeit, etwas Schönes”, schwärmt sie. Spätestens seit der eigenen Hochzeit vor 13 Jahren ließ sie der Gedanke nicht mehr los. Bis sich im vergangenen Jahr die Gelegenheit ergab, das Brautmodegeschäft von Birgit Löbe zu übernehmen. Einige Zeit ließ sie sich einarbeiten, bildete sich zudem fort, um freie Trauungen durchführen zu können, dann ging’s in die Selbstständigkeit. Von der Schulstraße ist sie an den Klosterplatz/Ecke Fischmarkt gezogen und hat dem Ganzen den Namen “Der schönste Tag” gegeben.
Die überzeugende Frau
Und nun, nicht einmal ein Jahr später, gibt es ein paar Meter weiter “Der schönste Tag – Für ihn”. Anzüge, Fliegen und Schlipse hängen im Geschäft, auch Westen und Sets mit Hosenträgern. Also ist Diana Nitschkes Mann miteingestiegen? Er lächelt. “Meine Frau kann sehr überzeugend sein.” Also hilft er mit, verkauft die Kleidung an Bräutigame und hält ihr den Rücken frei. Dafür haben die beiden Mittdreißiger ihre eigentlichen Jobs reduziert. Sie ist Justizfachwirtin, er arbeitet bei Siemens. Und sie genießen den anderen Teil ihrer Arbeit. “Es ist ein schöner Ausgleich und macht Spaß. Zu uns kommen ja alle mit guter Laune.” Aus dem gesamten Landkreis reisen Kundinnen und Kunden an, um sich für ihre Hochzeit auszustatten. Und, was wird denn heutzutage oft getragen am großen Tag? “Vintage ist noch immer ein großes Thema”, sagt Diana Nitschke. “Die Männer mögen Anzüge, die sie auch zu anderen Anlässen noch tragen können”, ergänzt Peter Nitschke. Und farbig darf es sein, ergänzen beide.
Endlich nicht mehr täglich nach Weißwasser pendeln
Um Farben geht es im benachbarten Geschäft hingegen eher selten. Dort eröffnet Romy Schulz demnächst ihre podologische Praxis. Am 2. September geht es mit einem Tag der offenen Tür los, von 10.00 bis 14.00 Uhr. Die 34-Jährige erweitert damit ihr Unternehmen. Schon seit 2010 hat sie eine Fußpflegepraxis in Weißwasser, wo sie aufgewachsen ist. Da sie aber seit sieben Jahren in Görlitz wohnt und etwas weniger Pendeln möchte, ist nun der Zeitpunkt für eine Praxis in Görlitz gekommen. “Ich war in meinem Lieblingsblumengeschäft gleich hier um die Ecke”, sagt Romy Schulz. “Und habe im Vorbeigehen gesehen, dass hier Läden leer stehen.” Die ideale Gelegenheit. Erstmal wird sie allein in den neuen Räumen arbeiten, aber wer weiß, ob es eines Tages wie in Weißwasser zwei Kolleginnen gibt. “Der Bedarf ist in Görlitz ja da.”
Görlitzer Künstler laden in ihre Galerie ein
Die Dritten im Bunde der neuen Läden sind die Mitglieder vom Oberlausitzer Kunstverein. Am 6. Juli wurde die Eröffnung ihrer Galerie gefeiert. Nun ist jede Woche ab Donnerstag geöffnet. Die Wände hängen voller Bilder in den unterschiedlichsten Stilen, Größen und Motiven. Regionalleiterin Katharina Mützel (im Foto links) und Malerin Sabine Stahn sind derzeit am häufigsten im Geschäft anzutreffen. “Es ist hier ideal für uns!”, schwärmt Katharina Mützel. Ausstellungen kann der Verein zwar immer in der Annenkapelle zeigen, einen Ort für das Vereinsleben gab es aber nicht. Sitzungen fanden im Café statt, wo man nie ganz ungestört war, und Vereinsmaterialien hat Katharina Mützel in ihrem Keller gelagert. “Jetzt haben wir alles zentral hier.”
Katharina Mützel und Sabine Stahn waren beim Sozialkaufhaus einkaufen und freuen sich riesig über die vielen schönen und zusammenpassenden Möbel für ihre Galerie. Ein großer Besprechungstisch, ein kleiner für gemütliche Gespräche, Regale, Kommoden etc. Alles haben sie hübsch arrangiert im Geschäft des früheren Leinenkontors, das sich jetzt Kultur- und Kunst-Galerie nennt. “Alle Vereinsmitglieder sind glücklich”, sagt Sabine Stahn.
Werke sind limitiert
Mithin war es auch kein Problem, die vielen Wände mit Kunst zu füllen. Im Gegenteil. Jedes der 25 Görlitzer Mitglieder des Vereins darf höchstens vier Werke ausstellen. Und nach sechs Wochen wird komplett ausgetauscht. Falls es noch viel zu tauschen gibt zumindest. Denn die neue Galerie verzeichnet einen großen Zulauf. Immer wieder kommen Görlitzer und Touristen herein, schauen sich die Bilder an und kaufen auch nicht selten eins. Manche waren schon mehrfach da seit der Eröffnung vor drei Wochen. Sogar neue Mitglieder hat der Verein schon gefunden. Die Künstlerinnen und Künstler sind sehr zufrieden. “Wir können überhaupt nicht bestätigen, dass es hier wenig Laufkundschaft gebe”, sagt Katharina Mützel. Die Ausstellungen in der Annenkapelle wird es dreimal im Jahr trotzdem weiterhin geben.
Durch die neuen räumlichen Möglichkeiten hat der Verein jetzt ein neues Angebot. Freitags finden Grundkurse für Aquarellmalerei statt, die ein Vereinsmitglied leitet. Teilnehmer müssen ihre Malutensilien selbst mitbringen, und als Aufwandsentschädigung wird eine Spende erbeten. Und dann kann es schon losgehen, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener. Details und weitere Infos gibt es in der Galerie. Geöffnet ist immer donnerstags und freitags 14.00 bis 17.00 Uhr sowie sonnabends und sonntags 11.00 bis 14.00 Uhr.
Und der Verein hat sogar noch eine Überraschung für KommWohnen. Der Görlitzer Künstler Horst Pinkau hat unsere Geschäftsstelle an der Konsulstraße gezeichnet und schenkt uns das Bild. Das finden wir großartig und sagen vielen herzlichen Dank!