
Mit den fallenden Inzidenzzahlen wird nun auch mehr und mehr Kultur möglich. Die Stadtverwaltung Görlitz bereitet die Wiedereröffnung des Hallenhauses Brüderstraße 9 vor, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Dann können Interessierte wieder durchs Haus gehen und die Bauweise der Hallenhäuser erleben, die so besonders für Görlitz sind. Als Kernstück der laufenden Welterbebewerbung der Stadt sind sie derzeit besonders aktuell.
Das Gebäude und die darin enthaltenen Ausstellungen sollen wieder ab den ersten Juniwochen geöffnet sein, wie es heißt. Dann ist die Tageslichtausstellung bis zum 17. Oktober 2021 zu sehen. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag, jeweils 10.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Hallenhaus als Lego
Das Hallenhaus in der Brüderstraße 9 ist unsaniert und lässt die Besucherinnen und Besucher in die Entstehungsgeschichte eintauchen. Neben dem Hauptausstellungsstück, dem Gebäude selbst, sind dort herausragende Fotoinstallationen von Ulrich Schwarz zu sehen. Gezeigt werden eine Auswahl exemplarischer Gebäude an der via Regia in Polen mit den Stationen Liebenthal, Greiffenberg, Schweidnitz, Krakau und Jaroslau. Die Gebäudekubatur der Brüderstraße 9 zeigt ein hochpräziser 3D-Druck. In drei Querschnitten durch das Gebäude wird somit die Anatomie des Hauses sichtbar und verständlich. Darüber hinaus sehen die Besucher in einem Animationsfilm die Entwicklung der Görlitzer Hallenhäuser in LEGO-Bauweise.
Das Gebäude Brüderstraße 9 ist nicht nur Ausstellungsort, sondern dient auch zu Forschungszwecken. Der Görlitzer Ratsarchivar forscht seit einigen Jahren an den Chronologien der Eigentümer von ausgewählten Görlitzer Hallenhäusern. Dabei stellte er fest, dass sowohl für dieses Hallenhaus, als auch für die meisten anderen Görlitzer Hallenhäuser nicht nur die Namen der Besitzer ermittelbar sind. Es ist erstaunlicherweise möglich, durch die nahezu vollständig vorhandenen Haus-Dokumente, wie Geschossbücher und Steuerunterlagen, umfangreiche Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie die im Haus lebenden Personen durch ihre Tätigkeiten und sich wandelnden Lebens- und Arbeitsbedürfnisse den fortwährenden Umbau der Häuser beeinflusst und die Funktionalität der Gebäude geprägt haben.
Ein KommWohnen-Haus
Restauratorische Befunduntersuchungen wurden im Jahr 2019 an Decke, Wänden und Fußbodenaufbau im ehemaligen Saal des 1. Obergeschosses von Frau Sabrina Gabriel durchgeführt. Frau Gabriel war zu diesem Zeitpunkt Studentin der Fachhochschule Erfurt und hat im Rahmen ihrer Masterarbeit Bestands- und Zustandsuntersuchungen vorgenommen. Gewonnen wurden Einblicke in das Innere der Konstruktion und das historische Dekorationsprogramm.
Das Gebäude ist im Eigentum von KommWohnen.